Mittlerweile ist sicherlich bekannt, dass ich dem Thema Social Media* und dessen Potential im Internetmarketing sehr positiv gegenüberstehe, aber die einzelnen Netzwerke und Portale dann aber doch hier und da auch mal kritisch hinterfrage, was den tatsächlichen Nutzen angeht.

Und so stieß ich im Zuge meiner allgemeinen Recherchen mehr zufällig auf die englischsprachige Plattform twopcharts.com und fand dort eine interessante Statistik, die zeigt, dass es wohl nur noch wenige Tagen dauern wird, bis Twitter stolze 500 Millionen Accounts zählt.

Anmerkung: Aus irgendeinem Grund verursacht die Seite oben beim ersten Mal immer einen Fehler. Falls nötig daher dann bitte noch einmal versuchen! Das liegt nicht in meiner Macht.

Eine nette Grafik untermauert diese – auf Hochrechnungen basierende – Statistik und zeigt deutlich, wie sich der Zuwachs von Twitter in den letzten Jahren entwickelt hatte.

Jetzt ist Twitter natürlich nicht ganz mit den klassischen sozialen Netzwerken zu vergleichen, weil Twitter kein solches, sondern eher ein sogenannter Micro-Blogging-Dienst ist. Dennoch lassen solche enormen Nutzer-Zahlen vermuten, dass dort – ähnlich wie bei Facebook mit ca. 800 Millionen Nutzern – extrem viel los ist.

Dass das aber mehr Schein als Sein zu sein scheint (was für ein Satz), zeigen aktuelle Zahlen, die teilweise sogar recht dramatisch aussehen.

Neue Accounts: 900.000 pro Tag und 12 pro Sekunde

Auf der Plattform twopcharts.com findet man ebenfalls eine interessante Grafik, die den Verlauf der aktuellen Twitter-Neuanmeldungen der jeweils letzten 24 Stunden zeigt. Dort kann man beispielsweise erkennen, dass Twitter an nur einem Tag über 900.000 neue Account-Anmeldungen verzeichnet, was derzeit etwa 12 neuen Accounts pro Sekunde (!) entspricht!

Auf Basis dieser statistischen Werte kann man also durchaus ableiten, dass Twitter die Marke von ca. 500 Millionen neuer Accounts in wenigen Tagen erreichen wird. Bombastische Zahlen sollte man meinen und nicht weit von Facebook entfernt.

Doch ähnlich wie schon bei den geringen Nutzerzahlen von Google Plus über die ich vor Längerem hier im Blog ebenfalls berichtete, spuckt eine interne Studie von twopblog.com jetzt auch zu Twitter erstaunliche Zahlen aus.

Nur 10 bis 20 Prozent der Twitter-User wirklich aktiv!

Untersuchung Ernsthaftigkeit angelegter Neu-Accounts

Die Betreiber von twopblog.com haben in einer eigenen Studie bei einer Stichprobe von 100.000 Twitter-Accounts das Verhalten sowie deren Tweets untersucht und herausgefunden, dass nur etwa 10 bis 20 Prozent aller Accounts wirklich aktiv sind.

Analysiert man diese Daten genauer – und das haben die Betreiber von twopblog.com getan – dann kommt man auf noch sehr viel erstaunlichere Zahlen:

Von den insgesamt 100.000 untersuchten Accounts waren schon nach 3 Monaten 12 % erst gar nicht mehr existent, also wieder gelöscht. Das entspricht immerhin ganzen 12.000 Twitter-Accounts, die gerade einmal 3 Monate alt waren.

Blieben also noch 88.000 Accounts übrig. Einer weiteren Grafik zufolge hatten von diesen 88.000 verbliebenen Accounts stolze 52,7 % keine Follower hatten und immerhin 24,3 % niemandem gefolgt war – wodurch von Aktivität wohl nicht die Rede sein kann.

Doch die Untersuchung beförderte weitere interessante Zahlen zutage: So hatten 62,3 % der noch existierenden Accounts zum Zeitpunkt der Sichtung noch immer kein richtiges Profilbild hochgeladen und angezeigt, während nur 20,2 % ihren Standort sowie 17,3 % ihre Biographie beziehungsweise Steckbrief ausgefüllt hatten.

Fast winzige 4,4 % der etwa 88.000 Accounts und deren Tweets waren erst dann sichtbar, wenn man eingeladen wurde bzw. dem entsprechenden Account auch wirklich gefolgt war.

Untersuchung der Aktivität angelegter Accounts

Neben der allgemeinen Wirkung angelegter Accounts, untersuchten die Betreiber auch die Aktivität bzgl. der von den übrigen 88.000 Accounts gesendeten Tweets und kamen zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass nur etwa 10-20 Prozent aller Accounts auch wirklich aktiv waren.

Unfassbare 53,8 % aller untersuchten Accounts hatten bis zum Zeitpunkt der Studie noch keinen einzigen Tweet gesendet, während gerade einmal 5,2 % immerhin 100 Tweets und mehr versendeten.

Sammelt man nun alle diese Werte, nimmt diese als Maßstab und vergleicht sie mit der bald wohl erreichten Anzahl an Accounts von 500 Millionen, dann muss man zu dem Schluss kommen, dass nur etwa 10 bis 20 Prozent aller Twitter-Accounts auch tatsächlich aktiv sind, was ein ganz anderes Licht auf all die Versprechungen und Anpreisungen wirft.

Mein Fazit und was das bedeutet

Zugegeben, unter den bald wohl 500.000.000 Accounts bei Twitter, sind wohl nur die wenigsten wirklich einzigartig. Unter all den Accounts wird man wohl zahlreiche Doppel- und Mehrfach-Accounts finden. Des Weiteren werden sich unter den wegfallenden Accounts aus der oben genannten Studie auch Accounts befinden, die Twitter aufgrund von Fakes oder Verstößen sowieso selbst gesperrt hatte.

Dennoch ist eine gewisse Deutlichkeit dieser Zahlen nicht komplett von der Hand zu weisen. Als ich die Statistik bzw. Untersuchung entdeckte, erinnerte ich mich sofort an meinen schon älteren Artikel „Wird Twitter als Traffic-Quelle im (Internet-) Business-Bereich vollkommen überschätzt?“ vom 16. November 2010, in dem ich schon damals der Möglichkeit sehr skeptisch gegenüber stand, ob sich über Twitter wirklich nennenswerter Traffic generieren lässt.

Während es dort Meinungen gab, die meine Ansicht bestätigten, gab es jedoch auch Gegenmeinungen von Usern, die selbst Twitter nach eigenen Angaben sehr effektiv nutzten. Daran sieht man, dass es ein Thema ist, das man auch immer sehr individuell betrachten muss.

Dass vor allem Twitter schon in Kriegsgebieten, bei Revolutionen usw. von sehr vielen Menschen erfolgreich zur Kommunikation nach außen genutzt worden war, steht außer Frage, doch im Bereich Internetmarketing sehe ich hier auch heute noch eher weniger Potential, wenngleich es ganz sicher auch Ausnahmen gibt.

Schaut man sich vor allem auch die klassische Offline-Werbung in TV & Co an, so muss man vermehrt erkennen, dass Twitter dort überhaupt keine Rolle (mehr) zu spielen scheint, sondern vielmehr Facebook und ähnliche Plattformen.

Der einzige Bereich, in dem Twitter vor allem in den Medien noch vermehrt zur Sprache zu kommen scheint, ist, wenn es darum geht, dass sich irgendwelche (Möchtegern-) Promis gegenseitig verbal die Köpfe einschlagen… :D

Meiner Meinung nach haben es einige sozialen Plattformen in den letzten Monaten und Jahren einfach nicht geschafft, sich für Innovationen zu öffnen und sich zu erweitern. Dass auch diese Vermutung nicht ganz von der Hand zu weisen ist, zeigt die Tatsache, dass wohl auch die Tage des einstigen deutschen Flaggschiffs sozialer Netzwerke, StudiVZ, gezählt sein sollen…

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