Schon vor über einem halben Jahr hatte ich hier über neue kuriose Domainendungen berichtet. Damals waren die sogenannten „newTLDs“ seitens der offiziellen Domain-Verwaltungsstelle ICANN noch in Planung und die offizielle Einführung sollte Anfang 2012 stattfinden.

Auch sah ich im damaligen Artikel bezüglich des Domainhandels hier noch enormes Potential, doch angesichts aktueller Auswüchse, muss ich meine Ansicht hier revidieren…

Doch bereits vor einem halben Jahr hatten interessierte User die Chance, sich ihre Wunsch-Domain* mit den neuen TLDs, vorzubestellen, was jedoch nur die unverbindlichen Vorbestellungen bei den einzelnen Domain-Providern betrifft, wie zum Beispiel United Domains.

Ein konkreter Zeitplan sieht vor, dass nach Beginn des Bewerbungszeitraumes der ICANN für die neuen TLDs (aktuell gestartet, läuft bis 12. April) etwa im November diesen Jahres dann alle Bewerbungen veröffentlicht werden.

Bei diesen Bewerbungen geht es vornehmlich darum, dass sich einzelne Städte um solche Domainendungen bewerben können, um diese dann quasi „ihr Eigen“ nennen zu dürfen, bevor diese dann von normalen Usern registriert werden können.

Konkret geht es hierbei vor allem um echte Geo-TLDs wie etwa .bayern oder auch .berlin – wobei auch einige andere große Städte wie Hamburg, Köln, Wien, Tokio etc. ihr echtes Interesse bekundet haben.

Neben diesen reinen Geo-TLDs geht es jedoch auch um weitere neue Domainendungen, wie beispielsweise .shop, .music, .sport, .versicherung oder auch .hotel, .med usw.

Und vor allem wegen dieser Domain-TLDs, die im ersten Quartal 2013 dann endgültig registriert werden können, machen sich schon seit Langem heftiger Widerstand und Kritik breit, deren Initiatoren die Einführung verhindern möchten.

Kritik und heftiger Widerstand gegen die neuen TLDs

Grund für die harsche Kritik und den immer heftiger werdenden Widerstand einiger Organisationen, wie etwa der CRIDO, sind vor allem rechtliche aber auch wettbewerbstechnische Probleme und Gefahren.

Die Coalition For Responsible Domain Oversight – kurz CRIDO –  ist ein Zusammenschluss von 87 amerikanischen und internationalen Wirtschaftsverbänden und Unternehmen. Angeführt wird diese Gruppe von der Association Of National Advertisers (ANA), die sich bereits vor Monaten klar gegen die New TLD-Offensive der ICANN gestellt hatte.

Unter den Unternehmen, die der CRIDO angehören, befinden sich durchaus namhafte Konzerne, wie beispielsweise Coca Cola, Burger King, Kellogg, Dell, General Electric, Nestlé oder auch Samsung an.

Die Gegner der sog. newTLDs (s.o.) begründen ihr hartes Vorgehen u.a. mit der äußerst fehlerhaften Begründung für die Einführung seitens der ICAAN, enormen Kosten und vor allem massiven Nachteilen für Markeneigentümer.

Registrierungszwang und Geldmacherei!?

Nicht wenige Stimmen bezeichnen den Vorstoß der ICANN als reine Geldmacherei, bei der vor allem mittelständige und kleine Unternehmen aus genannten Gründen unter Druck gesetzt würden und quasi gezwungen wären, sich aus Wettbewerbs- und Markengründen eine der neuen TLDs für teures Geld zu registrieren.

Wenn man bedenkt, dass es in naher Zukunft also möglich sein wird, praktisch jedes erdenkliche Wort als Domainendung registrieren zu können, sind diese Bedenken nicht von der Hand zu weisen.

Noch deutlicher macht das die Möglichkeit für große Konzerne, sich ebenfalls eigene TLDs zu sichern* – und damit auch die Rechte daran. Dazu öffentlich bekannt haben sich laut einem Bericht von domain-recht.de (s.u.) bereits Unternehmen wie Canon (.canon) und Hitachi (.hitachi).

Doch auch die Geldmacherei ist nicht komplett von der Hand zu weisen, weil man seitens der Verantwortlichen durchaus erkannt hat, dass sich mit immer neuen Domain-TLDs natürlich extrem viel Geld machen lässt.

Und genau das ist natürlich auch der Grund dafür, dass die Registraren hier fleißig mitmachen, die fast einzig die Möglichkeit hätten, die Einführung solcher teilweise unsinnigen TLDs zu verhindern oder zumindest zu boykottieren.

Fazit – Zusammenfassung – Meinung

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die geplante und wohl auch nun offiziell gestartete, schrittweise Einführung neuer TLDs ungeahnte Dimensionen erreicht hat. Man spricht bereits von mehreren Hundert bis hin zu 4.000 neuen Domainendungen.

Während einige allgemeine newTLDs wie etwa .sport, .shop, .film, .med usw. sicherlich noch sinnvoll erscheinen, um eine Website einer bestimmten Berufs- oder Themengruppe zuordnen zu können, hat man seitens der ICANN mit sehr vielen der geplanten Endungen ganz sicher eine Grenze überschritten.

Klar: Dem normalen Internet-User, der es in Erwägung zieht, sich eine (neue) Domain zu registrieren, dem kann es eigentlich vollkommen egal sein, welche neuen TLDs es künftig gibt.

Meiner Meinung nach machen aber vor allem markenspezifische TLDs (.canon usw.) überhaupt keinen Sinn, der welcher User würde eine solche Domainendung registrieren wollen? Ganz davon zu schweigen, dass man sich in diesem Fall dann womöglich auch noch rechtlich auf dünnes Eis begeben würde!?

Mich interessiert Ihre Meinung dazu! Was halten Sie von den neuen Domainendungen und sind Sie der Meinung, dass die Welt diese wirklich braucht? Haben Sie selbst vielleicht schon mit dem Gedanken gespielt, sich eine solche newTLD vorbestellen* zu wollen?

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