In letzter Zeit scheint es kaum noch eine Website zu geben – vor allem kommerzielle – die keinen sogenannten Exit-Pop-Up eingebaut haben. Dabei ist das Prinzip gar nicht (mehr) so neu – doch in letzter Zeit scheint es durchaus einen kleinen „Boom“ zu geben.

Grund dafür ist sicherlich überwiegend der, dass an jeder Ecke des Internetmarketing diese Exit-Pop-Ups als die Marketing-Waffe schlecht hin angepriesen werden.

Ein Exit-Pop-Up ist ein Pop-Up, welches nicht sofort beim Betreten einer Website angezeigt wird (zumindest soll es so sein – mehr dazu später), sondern erst beim Versuch durch den Besucher, die Website wieder zu verlassen.

Durch das dann automatisch gestartete Exit-Pop-Up hat der Betreiber der Website die Möglichkeit, auch bereits „flüchtende“ Besucher vielleicht doch noch zu Kunden oder Newsletter-Abonnenten machen zu können.

Exit-Pop-Ups haben zweifelsohne große Vorteile, aber auch – wie Vieles – Nachteile, die unter bestimmten Gesichtspunkten so stark wiegen, dass der Einsatz dieser Instrumente vielleicht eher weniger sinnvoll sein könnte.

Ich habe das Instrument über Monate getestet durch diverse umfangreiche Splittests. Lesen Sie im Folgenden, welche Erfahrungen ich damit machen durfte, welche Vor- und Nachteile Exit-Pop-Ups haben und warum die Conversions sogar sinken können, statt zu steigen.

Entscheidender Vorteil von Exit-Pop-Ups

Exit-Pop-Ups haben ganz sicher einige Vorteile. Der größte Vorteil dieses Marketing-Instruments ist ganz sicher die Möglichkeit, sogar „flüchtende“ Besucher einer Website mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit doch noch dazu zu bringen, entweder Kunde zu werden oder sich in den Newsletter einzutragen.

Ein Beispiel für einen sinnvollen Einsatz eines Exit-Pop-Ups kann etwa eine Salespage sein auf der man ein eigenes Produkt verkauft. Nehmen wir an, Sie möchten über diese Salespage ein Ebook zum Preis von 100 Euro verkaufen.

Jetzt ist es logischerweise so, dass das Ebook natürlich keine Conversion (Kaufrate) von 100% haben wird, was bedeutet, dass zwangsläufig wohl die meisten Besucher (zumindest erst einmal) die Salespage wieder verlassen werden, ohne das Ebook zu kaufen.

Gründe dafür können ein aus Sicht des Besuchers zu hoher Preis sein, die fehlende Bereitschaft, den Kaufbetrag sofort in einem zuzahlen oder auch das Angebot an sich ist nicht verlockend genug…

Ein sinnvolles Exit-Pop-Ups kann nun wie folgt platziert werden: Der Besucher, der zum Beispiel den gesamten Betrag für das Ebook jetzt nicht zahlen möchte, ist dabei, die Salespage wieder zu verlassen. In dem Moment, in dem der Besucher die Maus in Richtung schließendes „X“ bewegt, öffnet sich sofort das Exit-Pop-Up mit einem neuen „Angebot“.

Hier würde es jetzt beispielsweise Sinn machen, dem flüchtenden Besucher eine Ratenzahlung zum Produkt anzubieten. Besucher, die eigentlich tatsächlich an Ihrem Ebook interessiert sind, aber einzig den Kaufpreis zu hoch fanden, werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Ratenzahlung in Anspruch nehmen und Sie werden Umsatz machen, den Sie anders ganz sicher verloren hätten bzw. sich hätten entgehen lassen!

Die Gefahr bei JavaScript!?

Exit-Pop-Ups basieren in aller Regel auf der Skript-Sprache „JavaScript„, die man in den gängigen Web-Browsern ganz einfach ausschalten kann. Ist dies der Fall, werden diese Exit-Pop-Ups einfach nicht angezeigt und der Effekt verpufft.

Das ist ganz sicher ein entscheidender Nachteil von Exit-Pop-Ups, weil der Einsatz dieser in diesem Fall eigentlich absolut unsinnig wäre. Eine aktuelle Statistik von Webhits.de zeigt jedoch, dass immerhin 96,0% der Internet-User Java in ihrem Browser aktiviert haben und stolze 99,7% dieser die aktuellste Version von JavaScript installiert haben.

Grund dafür ist, dass der User mit ausgeschaltetem JavaScript auf weit mehr sinnvolle und nützliche Funktionen im Browser verzichten müsste, als der Wegfall der Exit-Pop-Ups rechtfertigen würde.

Das macht den Nachteil von Exit-Pop-Ups aus Sicht der Website-Betreiber eigentlich wieder zum Vorteil – oder zumindest nichtig. Aber dennoch ist da ein Punkt, den man beim Einsatz dieses Marketing-Instrumentes in Betracht ziehen sollte.

Conversions + Umsätze sinken sogar bei eigenen Tests!

Wenn Exit-Pop-Ups einen entscheidenden Vorteil haben und der scheinbar größte Nachteil eigentlich nicht wirklich relevant ist: Was spricht dann überhaupt gegen den Einsatz von Exit-Pop-Ups?

Die Frage, die sich mir spontan gestallt hatte, als ich mich vor Monaten zum ersten Mal intensiv mit Exit-Pop-Ups beschäftigt hatte, war:

„Steigern diese Pop-Up-Varianten wirklich die Conversions und ist es tatsächlich so eine Marketing-Waffe, wie es überall angepriesen wird?“

Zweifelsohne setzen sehr viele Internetmarketer (nicht nur weitergebende) Exit-Pop-Ups ein. Doch tun sie das wirklich aus eigener Überzeugung und vor allem: Wissen diese mit absoluter Sicherheit, dass ihre Conversions dadurch auch wirklich steigen?

Ich lehne mich jetzt einfach mal aus dem Fenster und behaupte, dass die überwiegende Anzahl derer, die dieses Instrument einsetzen, überhaupt nicht testen, ob die Exit-Pop-Ups wirklich etwas bringen!

Das Problem ist hier einfach wieder einmal die sog. Soziale Bewährtheit: Nur weil „alle“ Exit-Pop-Ups einsetzen, müssen diese noch lange nicht sinnvoll sein. Und nur weil solche Pop-Ups bei dem ein oder anderen Marketer vielleicht tatsächlich funktionieren, muss das noch lange nicht bedeuten, dass diese bei „jedem“ funktionieren.

Es ist immer absolut abhängig vom angebotenen Produkt, von der Branche und sicherlich einigen weiteren Faktoren. Fakt ist einfach, dass man vor am aktiven Einsatz eines solchen Instruments den individuellen Erfolg durch dieses selbst testen muss!

Conversions gehen in eigenen Teste sogar deutlich zurück!

Wie bereits erwähnt, hatte ich vor einigen Monaten bereits eigene Splittests durchgeführt, in denen ich explizit das Marketing-Instrument Exit-Pop-Ups auf Nutzen hin getestet hatte.

Dabei musste ich persönlich sogar feststellen, dass die Conversions auf den Salespages und Landingpages, in denen das Pop-Up zum Einsatz kam, sogar stark zurückgingen.

Auf einer meiner Landingpages gingen die Conversion zum Listeneintrag auf der Variante zurück, in der das Skript zum Einsatz kam. Natürlich nahm ich das mit Verwunderung zur Kenntnis, denn schließlich sollte man meinen, dass sich im Prinzip erst einmal überhaupt nichts ändert aus Sicht des Besuchers:

Der Besucher gelangt auf die Landingpage und entscheidet sich zum Eintrag in die Liste – oder eben nicht. Verlässt er die Website wieder, kommt das Exit-Pop-Up und entweder trägt er sich darüber doch ein, oder immer noch nicht.

In jedem Fall aber müsste auf der Landingpage die Conversion zumindest gleich sein oder halt besser. Denn ob das Exit-Pop-Up beim Verlassen der Seite kommt oder nicht, ist für die eigentliche Landingpage völlig irrelevant!

Deshalb ging ich dem Ganzen gezielter nach und musste feststellen, dass die meisten Exit-Pop-Ups (wenn nicht alle) einen entscheidenden Fehler haben: Sie öffnen auch dann bereits, wenn der Besucher die Website erst betritt.

Und zwar deshalb, weil sehr viele Besucher die Maus erst nach Eingabe der URL (bei direktem Aufruf) in den Browser hinein bewegen. Das Skript erkennt hier scheinbar nicht den Unterschied, ob der Besucher in die Seite navigiert oder eben aus dieser heraus. Das Skript erkennt nur, dass die Maus den Browser-Rand „berührt“ und wirft das Pop-Up aus.

Aufgrund dessen, dass die Exit-Pop-Ups daher oft bereits beim Betreten der Website durch den Besucher starten, wird praktisch ein sehr wichtiger Erfolgs-Faktor außer Kraft gesetzt: Den Besucher durch Headlines und Teaser zu fesseln.

Natürlich kann man auch in Exit-Pop-Ups mit solchen punkten, doch die Tests haben zumindest in meinem individuellen Test-Fall gezeigt, dass dem eben nicht unbedingt so ist.

Auch die Umsätze gehen deutlich zurück – unabhängig vom Zeitpunkt!

Was die Conversion beim Listenaufbau betrifft, wurde leider auch bei den Umsätzen deutlich. Das wiederum hat einen ganz anderen Grund: Vollkommen unabhängig davon, ob das Exit-Pop-Up schon beim Start öffnet oder eben wie es soll erst beim Verlassen, wirkt sich ein wichtiger Faktor auch hier negativ auf die Umsätze aus.

Der oben beschriebene Vorteil beschreibt die Einsatz-Möglichkeit eines Exit-Pop-Ups zum Anbieten von Ratenzahlungen. Doch diese Angebote können aus Ihrer Sicht als Betreiber auch nach hinten losgehen.

Vor allem, wenn Sie in diesen Pop-Ups zum Beispiel (stark) vergünstigte Angebote unterbreiten. Nehmen wir weiter an Sie verkaufen das bereits oben angesprochene Ebook für 100 Euro und bieten dann im Exit-Pop-Up dieses Ebook für „flüchtende“ Besucher zum rabattierten Preis von nur 50 Euro an.

Im ersten Moment mag das super klingen: User die zu 100 Euro nicht kaufen möchten, generieren zumindest mit 50 Euro noch Umsatz. Doch näher betrachtet kann genau diese Tatsache dazu führen, dass Sie im Extremfall sogar auf insgesamt 50% Ihres Umsatzes verzichten – und zwar immer!

Wenn man bedenkt, dass sehr viele User sowieso nie beim ersten Mal kaufen und zum Beispiel die Salespage beim ersten Mal verlassen, um sich das jeweilige Angebot noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen – prinzipiell aber interessiert sind, dann erkennen Sie sicherlich, welche „Gefahr“ dies für Sie birgt:

Diese durchaus auch zum höheren Preis interessierten User bekommen auch dann das Exit-Pop-Up mit dem 50%-Angebot angezeigt, wenn sie eigentlich (später) zum ursprünglichen Preis kaufen wollten.

Und jetzt die entscheidende Frage: Wer kauft ein Produkt freiwillig zum doppelten Preis, wenn er aktuell das selbe Produkt zur Hälfte haben kann!? Niemand!

Aus meiner Sicht ist genau das (zumindest bei gewissen Einsatz-Varianten) das absolute K.O.-Kriterium für Exit-Pop-Ups!

Ihre Erfahrungen mit Exit-Pop-Ups!?

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass das natürlich ganz individuelle und persönliche Teste waren, die zu diesen Ergebnissen und Erfahrungen geführt haben. Deshalb würde ich mich sehr über Ihre Meinungen, Erfahrungen usw. freuen, die Sie vielleicht selbst mit dem Einsatz von Exit-Pop-Ups gemacht haben.

Setzen Sie Exit-Pop-Ups ein und vor allem wie setzen Sie diese ein? Können Sie persönlich bestätigen, dass sich der Einsatz für Sie lohnt und dass Sie Ihre Conversions damit wirklich steigern konnten? Ich freue mich auf alle Statements – nutzen Sie die Kommentarfunktion.

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