Anfang Juli offiziell gestartet und dennoch in einer Testphase befindlich, konnte das neue Social Media Netzwerk Google Plus bereits innerhalb von nur etwa zwei Wochen eine Mitgliederzahl von etwa 10 Millionen erreichen.

Das verkündete zumindest der Google-Mitbegründer Larry Page in seinem Posting vom 14. Juli – und wer sonst sollte es wissen, wenn nicht er…

Fakt ist jedoch, dass Facebook bei seiner Gründung etwa über eineinhalb Jahre gebraucht hatte, um diese Marke zu durchbrechen. Dabei ist Google, wie erwähnt, noch in der Testphase und neue Mitglieder benötigen eine Einladung, um dem Netzwerk beitreten zu können.

Das zeigt natürlich den extremen Wachstum von Google Plus schon in dieser noch sehr frühen Phase und wirft durchaus die Frage in den Raum, ob sich Facebook doch etwas fürchten muss, dass Google ihm zumindest langfristig mit seinem Netzwerk den Rang ablaufen könnte.

Dass Facebook generell ein wenig „Angst“ vor Google zu haben scheint, zeigte ja vor einiger Zeit der PR-Flop von Facebook, im Zuge dessen man seitens Facebook versucht hatte, Google gezielt zu denunzieren – was aber gründlich daneben ging! Ich berichtete hier bereits darüber…

Google zeigt in seinen Suchergebnissen ganz oben das Google-Plus-Profil der gesuchten Person an

Genau drei Wochen ist es nun her, als ich mein neues Profil bei Google Plus angelegt hatte und in diesem Artikel möchte ich kurz und knapp schildern, wie meine ersten Eindrucke seither sind, welche Erfahrungen ich machen durfte und meine allgemeine Meinung über das neue Netzwerk kundtun.

Meine ersten Eindrücke von Google Plus

Das Layout von Google Plus ist wie erwartet recht einfach gehalten. Wenn man sich in seinem Profil einloggt (geht später über den normalen Account bei Google) sieht man sofort den abonnierten Stream der Statusmeldungen seiner Google-Kontakte.

Der Aufbau dieser Streams erinnern natürlich sehr stark an die von Facebook und sin auch so aufgebaut. Im linken Menü hat man die Möglichkeit, die Streams nach sog. Circles (Kreisen) zu filtern. Diese Circles sind vergleichbar mit den Gruppen oder Kategorien, in die man seine Freunde auf Facebook einteilen kann.

Wie auch auf Facebook hat der User weiter die Möglichkeit, Fotos hochzuladen und zu hinterlegen sowie diese für bestimmte Nutzer (Kreise) oder auch die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Persönliche und favorisierte Links sowie weitere Profile zu anderen Netzwerken können selbstverständlich ebenfalls hinterlegt und angezeigt werden.

Im Gegensatz zu Facebook kann man bei Google Plus quasi jeden x-beliebigen User zu einem seiner persönlichen Circles hinzufügen, ohne zuvor eine Freundschaftsanfrage versenden zu müssen. Zwar wird derjenige darüber benachrichtigt, doch er selbst – so scheint es – muss dem Hinzufügen Ihrerseits nicht explizit zustimmen und dies auch nicht ebenfalls vornehmen.

Das bedeutet also, dass ein sogenanntes „Adden“ zu einem Kreis nicht auf beiderseitigem Einverständnis beruhen muss, was dann wiederum stark an das Folgen bei Twitter erinnert. Auch hier kann man andern Usern folgen, die einem aber dann nicht zwangsläufig zurück folgen müssen.

Das heißt auch, dass man theoretisch die Statusmeldungen von hunderten „Google-Freunden“ lesen kann, diese Kontakte jedoch von einem selber unter Umständen nichts wissen. Was man bei Google Plus bisher im Gegensatz zu Facebook noch nicht kann: Fanseiten erstellen, Gruppen gründen und Veranstaltungen anlegen! Es wird sich zeigen, inwiefern das in Zukunft auch hier möglich sein wird…

Bedienung und Benutzerfreundlichkeit

Was mir jedoch sofort sehr positiv aufgefallen war und was mir persönlich sehr gut gefällt, ist die Tatsache, dass im Gegensatz zu Facebook die Benachrichtigungen über das Hinzufügen durch andere Personen, aber auch über neue Kommentare usw. jeweils in einem gesonderten Layer sofort angezeigt werden.

Zur Erklärung: Wird man auf Facebook über einen neuen Kommentar etc. benachrichtigt (Erdkugel links oben) und man klickt auf die entsprechende Benachrichtigung, dann wird eine neue Seite in Facebook geladen, die dann auf den entsprechenden Kommentar springt.

Das kann bei mehreren Benachrichtigungen meiner Meinung nach auf Dauer recht nervig sein, doch Google hat genau dies bei Google Plus sehr viel angenehmer gelöst, wie ich finde: Statt dem ständigen Öffnen einer neuen Seite, werden die Kommentare sofort in einem Layer angezeigt und man kann bequem alle einzelnen Kommentare lesen.

Natürlich ist das wie so oft pure Geschmackssache, aber mir persönlich gefällt das sehr viel besser, als es Facebook beispielsweise löst. Es ist auch nur eine Kleinigkeit, kann aber je nach dem schon viel zur Benutzer- und Bedienerfreundlichkeit beitragen.

Ganz zu beginne fiel mir bei Google Plus jedoch auf, dass man bei dem Versuch, einzelne Einstellungen im Profil vorzunehmen, oftmals quasi rausgeworfen wurde und sich plötzlich im Google Dashboard wiederfand.

Oder beim Hinzufügen einer neuen Person zu einem Circle (Kreis, Kategorie…) wurde dieser Zustand nicht sofort aktualisiert und die entsprechende Person war erst dann explizit im Kreis zu finden, wenn man die jeweilige Seite nochmal selbst aktualisierte.

Das sind aber alles Zustände, die sicherlich noch darauf zurückzuführen sind, dass sich Google Plus trotz der hohen Mitgliederzahl offiziell eben noch in der Testphase befindet bzw. befand. Einige solcher Fehler sind mittlerweile sogar schon behoben.

Vanity-URLs: Fehlanzeige! Oder doch möglich?

Bei Facebook hat man als Benutzer die Möglichkeit, ab einer Anzahl von 25 Freunden eine sog. Vanity-URL einzurichten bzw. zu beantragen. Das bedeutet, dass man aus seiner bisherigen recht hässlichen Profil-Adresse eine schöne Facebook-URL machen kann.

Anstatt einer langen Adresse, wie beispielsweise:

http://www.facebook.com/profilie.php?123456789

kann man daraus eine schöne URL, wie diese hier machen:

https://www.facebook.com/imalexanderboos

Bei Google Plus gibt es diese Möglichkeit bisher noch nicht. Das bedeutet, dass wenn man sein Profil bei Google Plus verlinken möchte, im Prinzip zumindest momentan noch seine komplette, ziemlich unschöne Adresse hinterlegen muss, die zum Beispiel wie folgt lautet:

http://plus.google.com/123456789

Abhilfe schafft hier jedoch momentan noch ein netter externer Dienst namens gplus.to, bei dem Sie mittels Eingabe Ihrer Google-Plus-ID und eines ausgewählten Nicks (Benutzernamen) eine schöne, kurze Profil-URL generieren können.

Diese sieht dann zum Beispiel wie folgt aus:

http://gplus.to/imalexanderboos

Der Service gplus.to ermöglicht kurze Vanity-URLs für Google Plus Profile

Aber Vorsicht! Sie sollten sich den Nick, den Sie für Ihre Vanity-URL bei Google Plus wählen, sehr sorgsam aussuchen! Denn mit Ihrer Google-Plus-ID können Sie nur einen einzigen Kurz-Link einrichten – d.h. einmal gewählt, muss dieser bleiben!

Ihre ID bei Google Plus finden Sie im Übrigen am Ende Ihres normalen Profil-Links. Diese brauchen Sie nur heraus zu kopieren und dann im entsprechenden Feld bei glus.to einzufügen.

Mein Fazit zum Start von Google Plus

Allgemein lässt sich sagen, dass man bei Google Plus jetzt schon ein riesiges Potential erkennen kann – auch vor allem im Hinblick auf die eigene Kontaktgenerierung. Allerdings muss man auch ehrlicherweise zugeben, dass das Netzwerk doch auf den ersten Blick deutlich „nachgemacht“ aussieht.

Böse Zungen und Kritiker würden sicher sogar von einem Facebook-Abklatsch sprechen. Einige Funktionen erinnern dabei stark an Twitter, sodass ich persönlich finde, dass Google Plus eine Art Mischung aus beidem darstellt.

Weiter merkt man Google Plus momentan ganz sicher noch an, dass es sich noch in der Testphase befindet, in der noch längst nicht alles ganz rund läuft. Darüber hinaus, kann es vom Funktionsumfang her sicher noch nicht wirklich an Facebook anknüpfen.

Doch es ist davon auszugehen, dass sich das in den nächsten Wochen und Monaten ganz sicher ändern wird. Die Mitgliederzahlen bzw. das schnelle Wachstum lassen jedoch schon jetzt auf turbulente und interessante Zeiten schließen.

Millionen Mitglieder trotz „Geschlossener Gesellschaft“?

Wie bereits angesprochen, zählt Google Plus gerade einmal 2 Wochen nach dem offiziellen Start stolze 10 Millionen Mitglieder, befindet sich jedoch noch in einer Testphase, während der nur eingeladene User wirklich Zugang zum Netzwerk erhalten.

Einladen jedoch kann praktisch jeder jeden! Und da stellt sich dem eher unerfahrenen User natürlich die Frage:

„Wieso herrscht dort angeblich Geschlossene Gesellschaft, wenn sowieso im Endeffekt jeder rein kann, der möchte?“

Schaut man sich das Ganze etwas aus Marketing-Sicht an; und noch besser: Aus Marketing psychologischer Sichtweise, dann scheint man schnell den eigentlichen Schachzug seitens Google dahinter zu erkennen:

Hätte Google sein soziales Netzwerk nach einer kurzen internen Testphase mit einigen wenigen ausgewählten Mitgliedern einfach so offiziell gestartet und dann öffentlich zugänglich gemacht, hätten sich zwar sicher viele sofort ein Profil angelegt.

Aber der Hype und der riesige Andrang (während des Wochenendes vom 8.-10. Juli ging Google der Speicherplatz aus!) den Google Plus sofort unmittelbar nach dem Start erfuhr, wäre in dieser Intensität wohl niemals so zustande gekommen.

Doch warum ist das so? Nun, die Psychologie des Menschen ist manchmal doch sehr viel einfacher gestrickt, als man glauben mag. Aufgrund dessen, dass Google um sein Netzwerk von Anfang an quasi ein „Geheimnis“ machte und den Zugang nur für auserwählte, eingeladene Nutzer zugänglich machte, löste in den Köpfen der User sofort einen Effekt aus:

„Da muss sich dabei sein…“„Ich könnte was verpassen…“„Wenn da nur bestimmte User rein dürfen…“„Ich muss eine Einladung haben…“„Ich bin sicher out, wenn ich da nicht rein komme…“„Wenn ich da von Anfang an dabei bin, bin ich besonders cool…“ usw.

Der Effekt dabei: Sobald etwas „geheim“ ist und es nicht für alle zugänglich ist, wird es für die Masse erst wirklich so interessant, denn man könnte selbst jemand Besonderes sein, wenn man Teil des Inoffiziellen ist.

Google hätte meiner Meinung nach durchaus von Anfang an das Netzwerk für jedermann öffentlich zugänglich machen können, doch den wahren Effekt, konnte man nur so erzielen – und genau dieser war ja genau so auch beabsichtigt, denn das ist psychologisches Marketing!

Facebookst du noch oder Googelst du schon?

Jetzt sind Sie wie immer dran! Sind Sie schon bei Google Plus oder suchen Sie jemanden, der Sie dort hin einlädt? Nutzen Sie bisher lieber nur Facebook oder sind Sie bereits in beiden sozialen Netzwerken aktiv?

Oder wollen Sie weder mit Facebook, noch mit Google Plus etwas am Hut haben und sind in keinem der beiden sozialen Netzwerke vertreten?

Schreiben Sie mir und den anderen Lesern Ihre Meinung über Google Plus und dessen Hype und schildern Sie uns Ihre Erfahrungen mit dem neuen Netzwerk! ;-)

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