Pinterest - Ernste Bedrohung für Facebook & Co oder gefährlicher Abklatsch?Momentan schlagen sich wieder „alle“ darum, eine Einladung für die Social-Media-Plattform Pinterest zu ergattern, um so (mal wieder) ein Teil des Ganzen zu sein. Aktuell scheint wieder so ein Hype ausgebrochen zu sein, dass mich das Ganze dann doch neugierig gemacht hat.

Als Internetmarketer ist man natürlich vor allem daran interessiert, herauszufinden, ob ein solches Portal prinzipiell einen Nutzen fürs Online-Marketing hat und so ging ich auf eine kleine Recherche. Prompt stieß ich dabei zwar auf positive Zahlen, aber leider auch auf durchaus entscheidende Hürden und einen kleinen „Skandal“…

Im folgenden Artikel möchte ich die Plattform Pinterest vor allem denjenigen Usern vorstellen, die bisher noch nichts davon gehört oder gelesen haben und es ein wenig durchleuchten im Bezug auf Nutzen und Sinn im Bereich Internetmarketing.

Was ist Pinterest und was ist daran neu?

Die US-amerikanische Social-Media-Plattform Pinterest wurde bereits im März 2010 gelauncht, kommt in Deutschland aber erst seit einiger Zeit so richtig ins Rollen – ja, löst scheinbar einen regelrechten Hype aus.

Streng genommen ist Pinterest aus meiner Sicht überhaupt kein (klassisches) Social-Media-Portal und bezeichnet sich selbst auf der Startseite als Online-Pinnwand (online pinboard). Auf dieser können registrierte User ihre Lieblingsbilder- und -videos veröffentlichen und auch teilen.

Sofort stellt sich einem hier natürlich die Frage, was daran so furchtbar neu sein soll!? Denn schließlich kann man seine Videos bereits auf YouTube* veröffentlichen sowie teilen und kann seine Fotos auf Facebook, Google Plus oder auch speziellen Foto-Plattformen, wie etwa Flickr präsentieren.

Die Aufmachung und das Handling selbst erinnert sehr an Facebook und dessen Pinnwände der Nutzer. Auch hier können Nutzer Bilder und Videos „liken“, kommentieren und „repinnen“, was so viel bedeutet, wie eben „teilen“.

Durchaus beachtliche Entwicklung in den letzten Monaten

Schaut man sich nur die Startseite an und beachtet, dass Pinterest zwar prinzipiell nichts Neues bringt, aber im Gegensatz zu den etablierten Plattformen sehr übersichtlich und aufgeräumt ist, kommt man zum Entschluss, dass sich scheinbar vor allem jene Nutzer zu Pinterest hingezogen fühlen, die sich im Bereich Social Media auf die wesentlichen Dinge konzentrieren möchten und die etablierten Plattformen dann doch funktional eher für überfüllt hielten.

Der Erfolg, der sich besonders in den letzten Monaten zeigte, scheint den Initiatoren jedoch Recht zu geben. Immerhin liegt die Plattform laut alexa.com aktuell auf Platz 55 der meistbesuchten Websites weltweit.

Diese Zahlen hat das Portal möglicherweise vor allem dem Marketing-Clou zu verdanken, den auch Google Plus seinerzeit für sich nutzte. Wie auch Google, setzt auch Pinterest auf die Soziale Bewährtheit und den menschlichen Drang, dem „Unerreichbaren“ zu folgen und vor allem der Masse (Herde). Kurz um: Nur jene User können sich registrieren, die zuvor von einem bereits angemeldeten Mitglied eine Einladung erhalten haben.

Die Frage ist also, ob die Plattform diesen „Run“ – vor allem in Deutschland – auch ohne geschossene Gesellschaft so schnell geschafft hätte und ob das Ganze dadurch auch wirklich nachhaltig ist, was ja aufgrund der Anzahl tatsächlich aktiver User bei Google Plus sogar bereits diskutiert wurde.

Studie zeigt: Mehr Traffic als Google Plus, YouTube und LinkedIn

Eine aktuelle und sehr interessante Studie von shareaholic.com kam sogar zu dem Ergebnis, dass Pinterest im Januar 2012 mehr Traffic als Google Plus, YouTube und LinkedIn zusammen generierte und im Februar sogar mehr Traffic als Twitter.

Gefahr vor Abmahnungen der Benutzer

Pinterest erlaubt es seinen Nutzern beliebte Bilder, Fotos und Videos zu veröffentlichen und zu teilen. Dabei spielt es offensichtlich keine Rolle, ob diese Erzeugnisse von den Usern selbst stammen oder von diesen im Netz entdeckt worden sind.

Und genau hier liegt schon wieder eine sehr große Gefahr für die einzelnen Nutzer – besonders natürlich wieder in Deutschland: Zwar weist Pinterest seine Nutzer drauf hin, dass diese unter jedem veröffentlichten Bild auch den Urheber erwähnen sollen, machen dies jedoch nicht zur Pflicht.

Da wiederum öffnet natürlich Tür und Tor für Abmahnanwälte und auch Urheber, die – zum Teil natürlich berechtigt – ihre Rechte einfordern, ja einklagen. Das bedeutet im Klartext, dass Nutzer höllisch aufpassen müssen, welche Bilder und Videos verteilt und veröffentlicht werden und welche eben nicht.

Exakt diese Einschränkung könnte die gesamte Plattform, die natürlich ausschließlich auf diesen Handlungen aufgebaut ist, für die meisten (deutschen) User eigentlich schon wieder uninteressant machen.

Natürlich kann man auch ausschließlich eigene Fotos veröffentlichen, wie es beispielsweise für Hobby-Fotografen Sinn machen würde – aber selbst hierfür gibt es schon längst ganz andere Plattformen, auf denen diese dann auch noch Geld mit den Fotos verdienen können.

Erster „Skandal“ sorgte bereits für Aufregung

Für einen kleinen Skandal sorgte Pinterest dann auch noch, wenn man es als einen solchen überhaupt bezeichnen kann: Bis dato ist und war Pinterest komplett werbefrei, was den Initiatoren natürlich keinerlei Einnahmen beschert. Da die Monetarisierung einer Plattform mit wachsenden Anforderungen natürlich fast unumgänglich ist, sorgte man für eine Variante, die neben der rechtlichen Diskussion noch eine weitere anheizte:

So wurde das heimliche Geschäftsmodell der Plattform nun bekannt, nachdem Pinterest die Links bestimmter, durch die Nutzer geposteter, Links kurzer Hand durch eigene Affiliate-Links mit Tracking-Code ersetzte, um so mit den Inhalten der User Einnahmen zu erzielen.

Darüber berichtete bereits u.a. kein Geringerer, als t3n auf seiner Plattform.

Jetzt könnte man das Ganze natürlich locker sehen, denn schließlich ist es neben kontextabhängiger Werbung eine perfekte Möglichkeit, ein solches Portal zu monetarisieren und eigentlich tut es auch niemandem (auch nicht den Nutzern) weh.

Dennoch hätte es nicht heimlich erfolgen dürfen und man hätte seitens Pinterest dieses Vorgehen offen kommunizieren müssen. So hinterlässt es letztlich immer einen faden Beigeschmack, was einige Nutzer aufgrund von „Provisionsneid“ vielleicht abschreckt, bestimmte Inhalte zu publizieren.

Fazit, meine Meinung und Ihre Meinung…

Zusammenfassend lässt sich sicherlich festhalten, dass Pinterest sicherlich für jene Nutzer interessant sein könnte, die sich im Bereich des Social Media auf die wesentlichen Dinge konzentrieren möchten und die etablierten Portale teilweise funktional für überflutet halten.

Inhaltlich kann ich persönlich über Pinterest nichts sagen, weil ich derzeit selbst nicht angemeldet bin. Auf mich persönlich macht es jedoch den Eindruck einer Mischung aus Bookmarking-Portalen und klassischen Sozialen Netzwerken.

Für gezieltes Internetmarketing und ein Online-Business sehe ich momentan eher keinen Nutzen und werde mich daher sicherlich so schnell nicht anmelden. Vielleicht irre ich mich hier ja, aber das ist mein erster äußerlicher Eindruck. Dabei ist zum einen wieder die Urheberproblematik ein unnötiges Hindernis und zum anderen bleibt abzuwarten, inwiefern der aktuelle Hype schnell wieder verpufft oder ob das Ganze dann tatsächlich Bestand haben wird.

Eines hat Pinterest aber ganz sicher erreicht: Es hat Aufmerksamkeit durch häufige Berichterstattung bekommen! Vor allem aber zeigt es mal wieder, wie schnell sich Menschen von etwas „Unerreichbarem“ angezogen fühlen und wie diese dann förmlich darum betteln, ebenfalls ein Teil sein zu dürfen.

Das ist Soziale Bewährtheit pur:
Alle der Herde nach, denn was alle wollen MUSS gut sein… ;-)

Was mich persönlich ein wenig „stört“ ist, dass das Internet – bis auf wenige Ausnahmen – voll von Artikeln und Berichten ist, die die Plattform bis ins Letzte bejubeln und teilweise als die Marketing-Waffe beschreiben.

Was mir hierbei aber auffällt: Eigentlich niemand liefert auch mal konkrete Fakten, die klar und deutlich aufzeigen, welche Vorteile man tatsächlich für effektives Marketing hat. Irgendwie nach dem Motto:

„Ist auf jeden Fall eine super Marketing-Plattform, aber wie man sie nutzt, weiß ich auch nicht…“ – Ich meine, wenn jemand konkrete Fakten und Vorschläge hat, dann immer her damit, dafür gibt es die Kommentarfunktion und kann nur positiv sein. ;-)

Mich interessiert Ihre konstruktive Meinung! Was halten Sie von Pinterest – auch im Bezug auf den Nutzen im Online-Business. Sind Sie bereits angemeldet, warten Sie auf eine Einladung oder haben Sie schlichtweg überhaupt kein Interesse?

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