Datenschutz: Internet in Deutschland einfach abschalten?Deutschlands Datenschützer – oder jene, die sich so nennen (dürfen) – scheinen mal wieder Langeweile zu haben oder man fühlt sich einfach dazu verpflichtet, sich mal wieder ordentlich ins Gespräch zu bringen.

Um es hier an dieser Stelle vorweg klarzustellen: Datenschutz ist eine ganz wichtige Sache und persönliche Daten gehören geschützt wie kaum etwas. Aber was in den letzten Wochen und Monaten abgeht, das geht meiner Meinung nach auf keine Kuhhaut und geht mittlerweile fast nur noch ins Lächerliche.

Einige (wohl teilweise selbsternannte) Datenschützer scheinen sich mal wieder profilieren zu wollen und wollen es den Großen mal so richtig zeigen. Anders kann man sich die vermehrt auftauchenden Diskussionen um mangelnden Datenschutz bei diversen Anbietern wie Facebook, Google, Amazon & Co nicht mehr erklären.

Normalen Webmastern und Bloggern könnte all das ja prinzipiell egal sein, doch die „Kleinen“ müssen es auch in diesem Fall wohl wieder ausbaden und unter Umständen auch teuer bezahlen. Die Anschuldigungen sind teilweise berechtigt, gehen aber immer mehr ins Lächerliche und im Endeffekt werden Probleme geschaffen, wo keine sind.

Google Analytics und Adsense, Facebook, Akismet und Amazon – alles illegal oder wollen sich Einzelne einfach in den Vordergrund spielen? Zurück in die Internet-Steinzeit oder sollte das Internet in Deutschland besser ganz abgeschaltet werden?

Die ewige Diskussion: Google Analytics

Schon Anfang des Jahres sorgte der Vorstoß des Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar für Aufregung. Dieser lag wohl schon länger mit Google im Clinch bzgl. dessen Statistik-Tools Analytics, welches Website-Betreibern Informationen über Besucherzahlen, Seitenaufrufe, aber auch gezieltere Statistiken liefert.

Google Analytics ist wohl eines der meist genutzten Dienste in diesem Zusammenhang und nach Ansicht von Johannes Caspar hält Google hier wohl die zumindest in Deutschland gültigen Datenschutzrichtlinien nicht ein.

Besonders moniert der Datenschutzbeauftragte wohl die Tatsache, dass Google hier vor allem die IP-Adressen der User ermittelt und auch verarbeitet, um so noch gezieltere Informationen über das Userverhalten herausfinden und preisgeben zu können.

Nun eben Anfang des Jahres war in diversen Meldungen und Berichten zu lesen, dass man die Verhandlungen mit Google wohl abgebrochen habe und nun bereits Musterklagen vorbereitet würden, die dazu führen könnten, dass nun zahlreiche Websites und Blogs (auch Foren usw.) mit Abmahnungen* zu rechnen haben könnten.

Wie Peer Wandiger* in seinem Blog bereits öfters auch schon berichtete, geht dieser Zwist zwischen Google und diversen Datenschützern schon mindestens über ein Jahr so. Wenn man sich das so vor Augen hält, dann könnte man davon ausgehen, dass vielleicht doch mehr Wind gemacht wird, als nötig und dass im Endeffekt vielleicht doch nur das berühmte Haar in der Suppe gesucht wird.

Wenn hauptsächlich darum geht, dass Google die IP-Adresse der User ausliest und verarbeitet, dann sollte man meinen, dass der Diskussion sofort ein Ende gesetzt werden könnte, wenn einfach jeder fortan die IP-Abfrage durch die Maskierung und der damit verbundenen Code-Erweiterung unterbinden wird – doch weit gefehlt, es scheint weiter zu gehen.

Sehr interessant und zugegebenermaßen sehr witzig fand ich den Bericht von Peer Wandiger* darüber, dass der oben genannte Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar wohl mit seiner Attacke ein Eigentor geschossen hatte.

Caspar selbst setzte auf seiner eigenen Website eine Tracking-Software ein, die ebenfalls nicht rechtskonform sei, was nur drei Tage später bekannt wurde. Peer hat das Ganze schon sehr trefflich formuliert, aber ich möchte es gerne an dieser Stelle nochmal wiederholen:

Wenn man mit dem Finger lieber auf Andere zeigt, statt zuerst vor der eigenen Haustüre zu kehren und dann bekannt wird, dass man selbst „Dreck am Stecken“ hat, dann ist das schon äußerst peinlich und zeigt wieder einmal, dass viele sogenannte Datenschützer selbst meist überhaupt keine Ahnung von dem zu haben scheinen, was sie beanstanden und bemängeln.

Herr Caspar jedenfalls ließ seine eigene Website darauf hin erst einmal komplett vom Netz nehmen. Zusätzlich kam dabei wohl heraus, dass der Herr selbst davon sogar bereits länger wusste und umso brisanter ist, dass er hier dann aktiv wurde.

Und natürlich – ganz zufällig – hieß es nur wenige Tage später dann, dass es nun doch keine Bußgelder für die Nutzung von Analytics geben soll…

Google Adsense: Millionen von Webmastern kriminell?

Es gibt mittlerweile wohl keine Website mehr, kein Blog und auch kein Forum, welches sich nicht zumindest teilweise dadurch refinanzieren möchte, indem es Google Adsense Werbung schaltet. Doch auch hier meldete sich auch schon vor einiger Zeit der Niedersächsische Datenschutzbeauftragte und monierte auch diesen Service von Google.

Auch hier würden u.a. die IP-Adresse abgefragt und verarbeitet und an Server den USA kommuniziert. Sollte diese Tatsache tatsächlich (in Deutschland) illegal sein, dann müssen nun wohl Millionen von Websites Adsense entfernen und angesichts dessen, das viele vor allem kleinere Websites davon leben, könnte deren Betreiber die Seite auch gleich komplett vom Netz nehmen…

Wenn also die Nutzung von Google Adsense illegal sein soll, dann wären plötzlich Millionen von Webmastern kriminell – oder was?

Ist Amazon ein Dorn im Auge?

Auch Amazon schaltet im Zuge seines Partnerprogramm Adsense ähnliche Werbung, die u.a. die Website des Betreiber durchleuchtet, um den Besuchern so themenrelevante Produkte zu präsentieren, für die sich die Besucher einer Website auch interessieren.

Auch hier sehen Datenschützer ein Problem, da auch diese Werbemittel scheinbar zu viel wissen und auslesen. Doch angesichts dessen, dass auch Amazon von Millionen von Websites genutzt wird, wäre ein Verbot auf deutschen Websites nur einmal mehr wieder typisch und auch eher lächerlich.

Der böse Facebook Like-Button

Der Datenschutz bei Facebook scheint in der Tat etwas fragwürdig zu sein. Wenn man ehrlich ist, hat Facebook hier – unabhängig von den Gesetzen und Richtlinien in Deutschland – in der Tat großen Aufholbedarf. Da Facebook sich (irgendwo auch verständlich) um deutsche Gesetzt sonst was schert, wird es wohl daran nicht viel ändern.

Doch was in letzter Zeit sehr häufig auch im Gespräch war und von Datenschützern bemängelt wurde, war der sog. Facebook-Like-Button. Dieser ziert mittlerweile ebenfalls Millionen von Website und User können so kundtun, wenn ihnen eine Website oder ein Blog-Artikel besonders gefällt.

Eigentlich eine super Sache, denn wer bei Facebook ist, kann seinen Facebook-Freunden und dann auch deren Freunden mitteilen, was ihm gefällt. Für Website-Betreiber natürlich ein hervorragendes Mittel des viralen Marketing.

Auch der Spiegel berichtete schon vor einiger Zeit in seiner Online-Ausgabe davon, dass Online-Händler abgemahnt wurden, weil diese Facebook-Buttons eingebunden hatten, diese Tatsache aber in ihrem Datenschutzerklärungen nicht mitgeteilt hatten.

In meinen Augen ist das sowieso eine Art der Doppel-Moral, denn welcher Besucher einer Website liest das schon wirklich? Und selbst wenn er das liest, ist es eigentlich ja bereits zu spät, denn streng genommen soll ein Besucher laut Datenschutzbestimmungen bei solchen Services vor Betreten der Website zunächst bestätigen, dass er dem Ganzen zustimmt, dass solche Informationen erhoben und übermittelt werden.

Doch wie soll so etwas denn funktionieren und realisiert werden? Was glauben Sie, passiert, wenn man einem Besucher eine solche Frage zu Beginn der Website stellt? Dann kann man es auch sein lassen…

Akismet: Ein Hoch auf die Spam-Lobby!

Das wohl meist genutzte und wahrscheinlich auch beste Anti-Spam-Plugin Akismet für WordPress ist ebenfalls vor Kurzem ins Visier diverser Datenschützer geraten. Der Vorwurf auch hier: Akismet kommuniziere mit Servern in den USA.

Fakt ist, dass Akismet hier durchaus Informationen in die USA übermittelt. Dies soll jedoch ausschließlich dazu passieren, dass man Spam so noch effektiver erkennen und bekämpfen könne.

Und in der Tat muss man zugeben, dass Akismet extrem gut Spam – auch manuellen Spam – erkennt und sehr zuverlässig filtert. Durch die übermittelten Informationen können so globale Spam-Listen erstellt und abgeglichen werden, die dem Plugin so helfen, extrem zuverlässig zu arbeiten.

Die Abhilfe für Blog-Betreiber sieht laut Ansicht der Datenschützer wir folgt aus: Entweder man nutzt keinen Anti-Spam-Plugin mehr oder man setzt hier das aus dem Email-Marketing bekannte DOI-Verfahren (Double-Opt-In-Verfahren) in einfacher Form ein – also Opt-In.

Hierbei würde unter jedem Kommentarformular ein zusätzliches Kästchen installiert, welches dem kommentierenden Leser ermöglicht, der Nutzung des Plugins zuzustimmen. Tut dieser das nicht, kann er nicht kommentieren. Und was wird hier der unerfahrene, unwissende User tun? Richtig, er wird es lassen – die Kommentare werden drastisch zurückgehen.

Einige Zungen behaupten, es sei eine Initiative diverser Spammer-Banden, die sich durch das so immer besser werdende Plugin in Ihren Machenschaften gehindert fühlen. Ob dem letztlich wirklich so ist, das kann wohl niemand so wirklich beantworten, Falt ist aber auch, dass ein Verbot des Plugins praktisch ein Freifahrtschein für die Spammer-Lobby sein wird.

Ein Hoch also auf die Spammer und darauf, dass man hier in Deutschland mal wieder etwas verschlimmbessert, sollte sich das so durchsetzen!

Das kostenlose Anti-Spam-Plugin Anti-Spam-Bee ist laut Entwickler Sergej Müller ohne Call-Home-Funktion ausgestattet. Ob das Plugin tatsächlich aber Akismet das Wasser reichen kann, kann ich persönlich nicht sagen, ich werde es selbst zunächst ausgiebig testen müssen. Sollten Sie persönlich vielleicht schon Erfahrungen damit oder auch anderen ähnlichen Plugins gemacht haben, dann würde ich mich sehr freuen, wenn Sie hier darüber berichten würden.

Schaltet das Internet doch ganz ab…

Es ist unverkennbar, dass sich Deutschland mit seinen teilweise absurden Datenschutzbestimmungen in aller (Internet-) Welt mal wieder lächerlich macht und Gefahr läuft sich abzugrenzen.

Deshalb stelle ich, wie schon im Titel des Artikels, die nicht ganz ernst gemeinte und eher ironische Frage, warum man das Internet hier in Deutschland nicht einfach ganz abschaltet, denn dann hätte man keine Probleme mehr.

Denn so ist man ständig damit beschäftigt, Probleme zu schaffen, die eigentlich nicht vorhanden sind und könnte sich auf wichtigere Dinge konzentrieren – zum Beispiel, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel eine neue Handtasche hat, das sind doch mal News, die wirklich jeden interessieren, was? ;-)

Im Ernst: Ich persönlich stehe dem Ganzen momentan noch eher gelassen gegenüber, denn ich glaube nicht, dass sich sogar ein Verbot von Google Analytics, vor allem aber auch Adsense, Facebook (Like-Button…) usw. durchsetzen wird. Würden solche Vorhaben tatsächlich konkret werden, denke ich, dass Konzerne wie Google, Facebook & Co sich hier etwas einfallen lassen werden.

Denn Google hat allein hier in Deutschland einen Marktanteil von über 90% und Facebook zählt alleine in Deutschland mittlerweile über 10 Millionen Teilnehmer. Ich glaube kaum, dass man diese verlieren möchte, nur durch absurde Gesetze in Deutschland.

Mich interessiert Ihre Sichtweise zu dieser Datenschutz-Bemängel-Welle einiger Datenschutzbeauftragter im Internet-Bereich. Glauben Sie, dass hier heißer gekocht als gegessen wird und dass das Meiste davon nur heiße Luft ist oder sehen Sie persönlich durchaus die Gefahr, dass hier bald die „Kleinen“ wieder die Suppe auslöffeln dürfen?

Zumindest – so berichtete der Facebook-Experte Thomas Hutter vor einiger Zeit auf seinem Blog – wird Facebook künftig wohl zu neuen Sicherheitsstandards gezwungen, was zumindest einmal zeigt, dass der Große direkt angepackt wird…

Schließlich würden im Ernstfall nicht Google und Facebook abgemahnt werden, sondern die Website-Betreiber, die deren Services nutzen und einbinden – und das könnte dann teuer werden… – nutzen Sie gerne die Kommentarfunktion für Ihre Meinung!

20 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen