Wer mich persönlich kennt – natürlich sind das weniger Sie als Leser meines Blog, sondern nahe Verwandte, Freunde, Bekannte und so weiter – der weiß, dass ich Ebay im privaten Bereich sowohl als Kunde, als auch als Verkäufer schon lange den Rücken gekehrt habe.

Das Online-Auktionshaus, welches am 3. September 1995 damals noch unter dem Namen „AuctionWeb“ gegründet wurde, sollte ursprünglich eine Plattform sein, auf der private Menschen über eine Art Online-Flohmarkt gebrauchte Produkte und Sammelobjekte verkaufen konnten, um so nicht mehr benötigte Dinge noch zu etwas Geld machen zu können.

Um die Sache spannend und attraktiv für beide Seiten zu gestalten, lief das Ganze über sogenannte Auktionen, bei denen der interessierte Käufer sich sein geliebtes Stück einfach ersteigern konnte. Schnell entstand der Slogan „3-2-1 meins…“ – und der passte wie die Faust aufs Auge!

Der Nervenkitzel, wenn man gerade dabei war das Objekt der Begierde zu ersteigen… man gibt das Gebot ein und hofft, dass man bei Beendigung der Auktion der Gewinner ist… dann plötzlich ein Gegengebot – und nochmal nachlegen bis zur Grenze…

Doch das war mal! Ebay entfernte sich immer weiter von seinem Ursprungsgedanken und scheint jetzt noch einen drauf zu legen: Tritt Ebay seinen Förderern nun in den Allerwertesten?

Immer mehr professionelle Händler drängen auf die Plattform

Wer Ebay in den letzten Jahren verfolgte, der merkte aber deutlich, wie sich Ebay langsam aber sicher immer mehr zur richtigen Verkaufsplattform entwickelte. Professionelle Verkäufer drängten auf den Marktplatz mit neuen Produkten, Widerrufs- und Rückgaberecht – immer mehr mit Festpreisen, fernab des klassischen Gedankens einer einstigen Auktionsplattform für private Verkäufer.

Diese Tatsache machte es für private Verkäufer mit der Zeit immer schwerer, Ihre gebrauchten Produkte wenigstens noch einigermaßen lohnend an den Mann oder die Frau zu bringen. Auf den ersten Blick bot diese Art des Wandels aber für den Käufer sogar Vorteile, denn weil die Konkurrenz auch unter den einzelnen Profi-Händlern immer größer wurde, waren die Preise hingegen in aller Regel sehr gering und so konnte man gerade bei neuen Produkten zum Teil sehr gute Schnäppchen machen.

Doch schon hier konnte man schnell erkennen, dass sich Ebay immer mehr von seinem ursprünglichen Gedanken verabschiedet, denn viele kleine private Verkäufer sahen in Ebay keine Zukunft mehr und kehrten der Plattform den Rücken – zunächst zumindest als Verkäufer.

Amazon holt auf und ist einfach besser

Einer der mittlerweile wohl größten Konkurrenten von Ebay, Amazon.de, wurde bereits ein Jahr früher, nämlich 1994, gegründet und hat sich heute zu einem der wohl bekanntesten und vor allem beliebtesten Onlineshops entwickelt. Was Ebay sicherlich ein Dorn im Auge sein wird ist die Tatsache, dass auch auf Amazon professionelle Händler und Verkäufer Ihre Produkte verkaufen können und Amazon eben als Plattform dafür nutzen können. Was aber aus Sicht des Kunden sehr viel interessanter ist: Amazon ist einfach besser und das sieht man nicht zuletzt im extrem schnellen Versand, den fast immer (ab zur Zeit 20 Euro) kostenlosen Versandkosten und natürlich den durchaus oftmals extrem günstigen Preisen.

Mittlerweile kann man das von Ebay nicht mehr behaupten. Konnte man vor einigen Jahren noch mit Garantie sagen, dass man Produkt X bei Ebay auf jeden Fall deutlich günstiger bekäme, so gilt das heute eigentlich gar nicht mehr – im Gegenteil!

eBay will kein Online-Flohmarkt mehr sein!

Trotz dieser großen Konkurrenz, legt Ebay nun noch einen drauf: Schon jetzt fallen 60 % aller Verkäufe bei Ebay auf Festpreis-Angebote, was Ebay nun noch weiter ausbauen möchte.

Ebay möchte kein Online-Flohmarkt mehr sein und sein Angebot noch weiter zur klassischen Verlaufsplattform ausbauen: Vor allem die Bereiche Mobiltelefone, aber auch Autos (Neufahrzeuge) und Mode möchte Ebay in Eigenregie ausbauen.

Letzteres konnte man bereits vor einigen Monaten, gegen Ende des letzten Jahres erahnen, als Ebay den Mode-Shopping-Club Brands4Friends für schlappe 150 Millionen Euro kaufte und sich damit einen immer größer werdenden Konkurrent durch Aufkauf vom Leibe hielt.

Glaubt man den immer mehr aufkommenden Stimmen im Internet, aber auch außerhalb dessen, so kann man zumindest vermuten, dass immer mehr Menschen zumindest im Privaten der Plattform als Verkäufer schon längst den Rücken gekehrt haben.

Und weil der Käufer immer noch der entscheidendste Teil dabei ist, ohne den noch so viele Profiverkäufer unterwegs sein können, sollte man diesen nicht ganz aus den Augen verlieren. Doch Ebay scheint Gefahr zu laufen, genau das zu tun.

Danke fürs Fördern, jetzt aber tschüss!

Wer Ebay groß gemacht hat, steht außer Frage: Die kleinen privaten Verkäufer, die mit spannenden und interessanten Auktionen Ihre privaten und gebrauchten Produkte und Sammlerstücke versteigert haben und auf der anderen Seite die privaten Käufer, die eben jene auch ersteigerten.

Und genau dieser Zielgruppe scheint Ebay nun sprichwörtlich in den Allerwertesten zu treten, denn diese braucht man jetzt scheinbar nicht mehr! Nach dem Motto „Danke dass ihr uns groß gemacht habt, jetzt aber brauchen wir euch nicht mehr, tschüss…!“

Von seinem einstigen Slogan jedenfalls hat sich Ebay bereits verabschiedet und möchte sich nun als „richtiger“ Onlineshop etablieren. In Zukunft wird sich zeigen, inwiefern Ebay damit gut fährt oder eben nicht. Jedenfalls verliert Ebay meiner Meinung damit ganz klar sein wichtigstes Alleinstellungsmerkmal. Statt etwas Besonderes in seiner Branche zu sein, wird Ebay in Zukunft, wie viele andere Webshops, wohl auch über den Preis, den Versand und den Komfort für den Kunden gehen müssen, um mit seinem neuen Konzept „bestehen“ zu können.

Auch Internethandel hat es erkannt

Dass Ebay sich von seinem klassischen Vorhaben immer mehr verabschiedet hat, das hat auch das Team von INTERNETHANDEL.de erkannt und sein eigenes Konzept umgestellt. Ursprünglich verstärkt und fast ausschließlich auf Informationen und Tipps zum Handel auf Ebay spezialisiert, hat es in den letzten Monaten bereits vermehrt seinen Kompetenzbereich ausgebaut.

Das wurde auch dadurch deutlich, dass man schon vor einiger Zeit den Namen des monatlich erscheinenden Online-Magazins von ehemals „Auktionsideen“ in schlicht, aber effektiv, INTERNETHANDEL umbenannte.

Das zeigt darüber hinaus, welche Auswirkungen das neue Ebay-Konzept auch auf andere Konzepte im Internet haben könnte. Wer hier nicht reagiert und mit der Zeit geht, der kann schnell untergehen und von heute auf morgen mit seinem Projekt scheitern.

Ihre Meinung interessiert mich!

Ihre Meinung und Ihr Standpunkt dazu interessiert mich sehr. Nutzen Sie Ebay als Käufer und/oder Verkäufer noch? Werden Sie die wohl in Zukunft ganz wegfallenden Auktionen oder konnten Sie diesen sowieso noch nie viel abgewinnen?

Tritt sich Ebay damit Ihrer Meinung nach sogar selbst einen Elfmeter, ein Eigentor – oder ist es in Ihren Augen sogar ein super Schachzug? Nutzen Sie die Kommentarfunktion und diskutieren Sie mir, ich freue mich drauf, alles ist willkommen – positiv, negativ, aber konstruktiv! ;-)

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