Seit dem 1. März dieses Jahres müssen private Verkäuferinnen und Verkäufer keine Gebühren mehr an eBay zahlen. Für alle (privat) Handelnden klingt das erst einmal super – und das ist es natürlich auch. Dennoch wirft es die Frage auf, warum eBay das jetzt plötzlich macht: Das hat eine lange Geschichte.

Die hohen Gebühren errechneten sich bisher aus einer Provision von elf Prozent des Verkaufspreises und einer einmaligen Einstellgebühr von 35 Cent pro Produkt. Das soll also nun komplett wegfallen, was eBay offenkundig sehr viel Umsatz kostet. Klar ist aber auch, dass die Umsätze von eBay seit geraumer Zeit generell sinken, was vor allem auch daran liegt, dass die Plattform immer weniger für private Verkäufe genutzt wird.

Laut Angabe der Auktionsplattform gehörten vor allem die hohen Gebühren zu den größten Hürden für private Verkäuferinnen und Verkäufer. Den Schritt, diese Gebühren nun komplett zu streichen, begründet eBay damit, dass es dem aktuellen „Zeitgeist“ entspreche, weil immer mehr Menschen auf ihren Geldbeutel achten müssen und sich demnach durch den Verkauf etwas hinzuverdienen wollen.

Das klingt logisch, ist aber nur die halbe Wahrheit. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Plattform die Gebühren für Privatverkäufe bisher nur in Deutschland abschafft. Wie eBay selbst mitteilt, sind etwa 80 Prozent des Gesamtumsatzes auf den gewerblichen Handel zurückzuführen. Auch wenn eBay weiter damit argumentiert, dass man mit dieser Aktion den privaten Handel wieder ankurbeln möchte, so hat das Ganze aus meiner Sicht schon wieder so eine Note von „Ach, die 20 % Privatverkäufe machen den Bock nicht fett, aber wir machen es halt mal, weil es gerade gut ankommt.“

eBay erntet jetzt, was es vor Jahren bereits gesät hat

Schon vor fast 12 Jahren stellte ich hier die Frage „Tritt eBay seinen Förderern nun in den Allerwertesten?“ und ging im Zuge dessen auf die Tatsache ein, dass eBay sich schon damals immer mehr von seinen Ursprüngen als private Auktionsplattform zu entfernen schien. Man wollte endlich zu einer „richtigen“ Verkaufsplattform werden.

Immer mehr professionelle Händlerlinnen und Händler drängten auf die Plattform und stachen die Privatpersonen durch unschlagbare Verkaufsargumente wie Widerrufs- und Rückgaberecht, kostenlose Versandkosten oder schlichtweg Dumpingpreise aus. Mit solchen Maßnahmen kann keine Privatperson mithalten und wenn dann noch die vergleichsweise hohen Gebühren hinzukommen, dann ist es aus.

Fast schon etwas arrogant und herablassend gegenüber den Privatleuten klang die damalige Vorstellung, man wolle kein Online-Flohmarkt mehr sein. Tatsächlich konzentrierte sich eBay immer mehr auf Festpreisangebote (statt Auktionen) und baute unter anderem das Geschäft mit Mobiltelefonen sowie Neufahrzeugen massiv in Eigenregie aus. Diese Schritte, die immer mehr Privatleute vergraulten, fallen eBay heute offenbar auf die Füße.

Amazon war schon damals der größte Konkurrent

Ein weiterer Grund dafür, dass eBay immer mehr Abstand von Privatverkäuferinnen und Privatverkäufern nahm, war kein Geringerer als Amazon. Amazon war schon damals der mit Abstand größte Konkurrent und so war es auch diesbezüglich nicht verwunderlich, dass eBay seine Plattform immer mehr danach ausrichten wollte, um zu bestehen. Diesen Kampf scheint man verloren zu haben und zieht jetzt wohl die Reißleine.

Auch rechtliche Aspekte schrecken bis heute viele Privatleute ab

Die durchaus üppigen Gebühren für Privatverkäufe sind sicherlich ein entscheidender Faktor dafür, dass diese Umsätze in der Vergangenheit stark zurückgingen. Ein anderer – nicht zu unterschätzender – Faktor jedoch sind die rechtlichen* Fallstricke, die immer mehr auch auf private Verkäuferinnen und Verkäufer zukamen.

So mussten auch Privatleute ab einem bestimmten Verkaufsvolumen sowie in einem gewissen Rahmen zumindest so etwas Ähnliches wie eine Gewährleistung anbieten, teilweise bestimmte rechtliche Angaben machen und vor allem: Steuern zahlen.

Letzteres führt seit einiger Zeit zu weiterer Unsicherheit für Privatleute auf eBay. Eine gesetzliche Regelung nämlich schreibt vor, dass Plattformen wie eBay* ihre privaten Nutzerinnen und Nutzer beim Finanzamt melden müssen, sobald diese ein gewisses Verkaufsvolumen im Jahr überschreiten. Schnell mal „komplett ausmisten“ oder den Hausstand „gewinnbringend“ auflösen, ist da nicht mehr so einfach.

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