Wie im 1. Teil des Gastartikel-Zweiteilers über Webinare mit maximaler Wirkung von Rhetorik-Trainer Rüdiger Vogel angekündigt, folgen im nun 2. Teil die Antworten auf die Fragen, wie sich die für ein Seminar geltenden Regeln auf ein Webinar anwenden lassen.

Hier sind besonders Dinge wie Blickkontakt oder Gestik deutlich schwieriger umzusetzen, als bei klassischen Seminaren vor Ort. Aber dennoch ist es möglich und wie genau das umzusetzen ist, darauf wird Rüdiger Vogel im Folgenden ausführlich eingehen…

Webinare mit maximaler Wirkung (2)

Rüdiger Vogel über Webinare und ihre WirkungDie wichtigsten Regeln eines Seminars – modifiziert auf ein Webinar: Wie im ersten Teil dieses Artikels angekündigt hier nun die Anwendung, welche Regeln die für gute Präsentationen gelten lassen sich wie auf Webinare anwenden?

BLICKKONTAKT

Eine der wichtigsten Regeln eines Seminars ist der Blickkontakt mit den Teilnehmern beziehungsweise der regelmäßige Rundumblick. Und hier kann dann auch schon direkt mit dem Modifizieren begonnen werden, denn bei einem Webinar ist selbstverständlich kein direkter Blickkontakt möglich. Trotzdem sollte man diese Regel als Moderator beherzigen – wenn auch in veränderter Form.

Statt denn Teilnehmern direkt in die Augen zu schauen sollte man hier auf einen direkten Blick in die Kamera achten, denn dieser spielt ebenso eine wichtige Rolle beim Erfolg des Webinars. Ein offener und direkter Blick zeugt von Ehrlichkeit und Selbstvertrauen, was der Überzeugungskraft des Moderators einen guten Booster gibt. Leider werden der größte Teil der Webinare bisher ohne diese Möglichkeit durchgeführt.

Der Teilnehmer sieht in der Regel nur die vorbereitete Folie, wenn man Glück hat, bekommt man ein Foto des Webinar-Leiters zu sehen. Warum so sparsam? Technisch ist es ohne weiteres möglich, die Aufnahme des Sprechers mit einzubinden, das kann am Anfang bei der Vorstellung in Großaufnahme sein, dann während der Besprechung der Inhalte in verkleinerter Form zum Beispiel oben rechts.

WICHTIG! Je mehr persönlicher Kontakt möglich ist, desto höher die „persönliche“ Bindung – desto höher Ihre Wirkung. Und darum geht es ja schließlich – um Ihre WIRKUNG.

MIMIK und GESTIK

Mimik und Körperhaltung sollten auch bei einem Webinar freundlich sein, wobei die Gestik entsprechend des Bildausschnittes angepasst werden sollten. Leichte Gestik mit den Händen können bei einem Webinar durchaus die Aufmerksamkeit der Teilnehmer aufrecht erhalten, allerdings sollten diese nicht zu ausladend und übertrieben ausgeführt werden.

Auch die Haltung sollte offen sein. Besondere Beachtung verdienen störende Verhaltensweisen – am Bleistift kauen, mit jemandem, der nicht sichtbar ist sich unterhalten, ständiges Blinzeln usw.

SPRACHE

Bei der Aussprache sollte man darauf achten, dass diese deutlich und verständlich ist. Als Vorübung empfiehlt es sich, dass der geplante Inhalt auf ein Tonaufzeichnungsgerät gesprochen wird – auf diese Weise erkennt man eine zu laute, zu leise oder auch zu schnelle Sprachweise sehr schnell. Vorteilhaft bei einem Webinar ist es natürlich, dass hier in der Regel in Zimmerlautstärke gesprochen werden kann und die Teilnehmer dieses durch das Mikrofon gut verstehen können.

Leider ist es bei vielen Programmen immer noch so, dass die Audiofunktion nur mit Unterbrechungen funktioniert – ständiges Fehlen von Wortteilen ist für beide Seiten sehr demotivierend. Eine bessere Übertragung wird durch eine gleichzeitige Telefonkonferenz ermöglicht, die zwar etwas kostspieliger ist, allerdings zu einem wesentlich besseren Ergebnis führt.

Hier meine Empfehlung: Sparen Sie nicht am falschen Ende – investieren Sie in vernünftige Technik, die zuverlässig funktioniert und NOCH WICHTIGER: Arbeiten Sie an und mit Ihrer Stimme. Für alle, die Webinare regelmäßig abhalten ist ein Stimm- Sprech- und Atemtraining unbedingt empfehlenswert. Es gibt Untersuchungen dazu, welche gewaltige Wirkung eine gute Stimme hat, z.B. die 7-38-55 Regel.

Bei der Wortwahl muss auf die jeweilige Zielgruppe eingegangen werden, dementsprechend sollten möglichst wenig Fremdwörter verwendet werden, oder aber Sie verwenden ein Fremdwort oder einen Fachausdruck und erklären ihn anschließend sofort. Meist reichen hierzu 2-3 Wörter.

Erwähnung hat hier auch das Thema Dialekt verdient. Im allgemeinen ist man sich heute einig, dass ein wenig Dialekt völlig in Ordnung ist, weil es die Glaubwürdigkeit und oft auch die Sympathie fördert, allerdings ist hier aufgrund der zusätzlichen Schwierigkeiten durch Verzerrungen etc. besondere Vorsicht geboten. Wenn Sie wissen, dass Sie Dialekt sprechen, dann sprechen Sie bewusst etwas langsamer als üblich, das erhöht die Verständlichkeit in hohem Maße.

Der Medieneinsatz bei einem Webinar

Wahrscheinlich werden viele jetzt denken – wieso Medien es gibt Powerpoint-Folie und fertig. Ja, da haben Sie recht, das ist die Realität, das bedeutet ja aber nicht, dass dies die bestmögliche Variante ist. Ich habe schon – leider sehr selten – auch Webinare miterlebt in dem der Leiter zu sehen war und auch Flipchart und Pinnwand benutzt hat. Das ist für mich als Teilnehmer eine absolute Wohltat und es unterstützt meine Konzentration ungemein.

Das möchten Sie doch gerne erreichen, wenn Sie ein Webinar durchführen, oder?

Deshalb, wo immer möglich und sinnvoll: Ein Webinar sollte wie ein Seminar durch verschiedene Medien interessant und anschaulich gestaltet werden, besonders häufiger wechselnde Medien erhalten die Aufmerksamkeit. Für den Einsatz der Medien gelten die gleichen Regeln wie bei einem gewöhnlichen Seminar:

So sollten diese zwar abwechselnd verwendet werden, allerdings sorgt ein minutenweiser Wechsel für Verwirrung und sollte daher gemieden werden. 2 bis 3 verschiedene Medienformen sind völlig ausreichend und bieten genügend Möglichkeiten für geeignete Darstellungen des Themas. Natürlich ist das mit deutlich höherem Aufwand verbunden, aber wie lautet das Thema? Webinare mit maximaler Wirkung – wenn Sie also MAXIMALE WIRKUNG erzielen möchten, überlegen Sie wie Sie einen sinnvollen Mix der verschiedenen Medien erreichen.

Bei PowerPoint-Präsentationen gibt es leider viele typische Fehler, die man bei Präsentationen immer wieder sieht und die auch bei Webinaren nicht besser werden. Hier nur die wichtigsten:

In vielen Fällen werden die einzelnen Folien zu vollgepackt – durch zahlreiche Bilder oder auch viel Text. Dieses sollte unbedingt vermieden werden, ebenso wie eine zu kleine Schriftart oder eine zu grelle Gestaltung der Folien. Die Folien dienen zur Veranschaulichung des Gesagten – nicht als das Gesagte an für sich! Dementsprechend sollten sie nach Möglichkeit nur Stichpunkte enthalten, welche durch die Moderation erklärt und weiter ausgeführt werden.

Beim Umgang mit PowerPoint (und zum Teil auch anderen Medien) kommt es zudem immer wieder zu dem fatalen Fehler, dass die Folien viel zu schnell weitergeklickt werden. Den Teilnehmern fehlt die Zeit, um den Text lesen zu können oder das Bild ausreichend zu betrachten – gedanklich befinden sie sich dann noch bei der vorherigen Folie, während der Moderator längst das nächste Thema begonnen hat.

Zusammengefasst entfalten Folien eine maximale Wirkung bei:

  • aussagekräftigen Stichpunkten
  • einer großen Schriftart
  • wenig, aber wirkungsvollen Effekten sowie
  • einer ausreichenden Betrachtungszeit.

Auch wenn das Webinar hauptsächlich in Form einer PowerPoint-Präsentation durchgeführt werden sollte, ist zu Beginn eine Sequenz vom Moderator sinnvoll. Hierdurch erhalten die Teilnehmer ein Gesicht zu der Stimme und können sich besser auf den eigentlichen Inhalt konzentrieren (andernfalls würde sich der ein oder andere mehr mit dem Gedanken beschäftigen, wie der Moderator wohl aussehen könnte).

Und auch zur Verabschiedung ist ein persönliche Ansprache mittels Webcam angezeigt, denn hierdurch wird nochmal ein positiver und höflicher Eindruck an die Teilnehmer vermittelt.

Die fehlende Präsenz ersetzen

Wie bereits erwähnt, ist eine der größten Herausforderungen bei einem Webinar, dass die Teilnehmer nicht persönlich anwesend sind und dem Moderator dadurch eine direkte Rückmeldung verloren geht. Hierfür stehen dem Moderator ein paar Möglichkeiten zur Verfügung, die dieses zum Teil ersetzen können (einen 100%igen Ersatz wird man durch die Rahmenbedingungen nicht erreichen können).

Eine Telefonkonferenz ist eine gute Möglichkeit, damit die Teilnehmer auch aktiv an dem Webinar teilhaben können. Da jedoch die fehlende Anwesenheit dazu führen kann, dass sich die Teilnehmer zurückhalten und weniger beteiligen, sollte der Moderator gezielt Verständnisfragen nach verschiedenen Themenkomplexen einbauen.

Auch ein gleichzeitiger Gruppenchat kann äußerst animierend sein, wobei der Moderator hier verschiedene Emoticons für direkte Rückmeldungen zur Verfügung stellen kann (wie zum Beispiel für eine Zustimmung / Ablehnung einer These, laut / leiser sprechen des Moderators, kurze Abwesenheit eines Teilnehmers, aufkommenden Fragen).

Der Einbau von Kurzumfragen kann ebenfalls eine gute Rückmeldung sein, welche der Moderator dann während des Webinars mit den Teilnehmern besprechen kann. Diese können einerseits für Verständnisfragen genutzt werden, aber auch zur Veranschaulichung von verschiedenen Statistiken eine gute Einbindung für die Teilnehmer sein.

Kurzes Fazit

Wenn Sie es schaffen nur einen Teil dieser Tipps und Tricks bei Ihrem nächsten Webinar anzuwenden, verspreche ich Ihnen deutlich gesteigerte Wirkung, üben Sie und holen Sie sich Rückmeldung, so werden Sie im Laufe der Zeit MAXIMALE WIRKUNG erzielen – und das ist die Mühe doch wert, oder?

Über den Autor

Rüdiger Vogel ist selbstständiger Rhetorik-Trainer und führt Rhetorik-Seminare in ganz Deutschland durch und konzentriert sich dabei sohl auf sog. Offene Trainings, bei denen sich der Teilnehmer anmelden kann, als auch auf firmenexklusive Inhouse Seminare. Dabei möchte er besonders das lockere und gut strukturierte Training sowie die Herzlichkeit und positive Art des Trainings hervorheben, vermitteln und vor allem auch vorleben.

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