Vor etwas mehr als einer Woche hat Digistore24, eine der bekanntesten Plattformen für digitale Infoprodukte, ihren neuen Ansatz zur zuverlässigen Zuordnung von Affiliate-Provisionen offiziell vorgestellt. Das eigentliche Verfahren habe ich im letzten Beitrag bereits vorgestellt und darin das Wichtigste zusammengefasst. Heute stellt sich nach einigen Tests die Frage: Ist das wirklich die ultimative Lösung gegen das Cookie-Aus oder nur eine panikartige Notlösung?

Zugegeben: Für umfangreiche Langzeittests ist es sicherlich noch zu früh und dafür haben noch viel zu wenige Vendoren ihre Salespages wirklich umgestellt (dazu später mehr). Aber grundsätzlich kann das neue Trackingverfahren von Digistore24 natürlich bereits getestet werden – was ich getan habe – und darüber hinaus sind einige Probleme so offensichtlich, dass es keinerlei Tests bedarf. Digistore24 selbst spricht von Betrugsgefahr und einem fehlerhaften Plug-in.

Third-Party-Cookies können einfach nicht ersetzt werden

Wie ich hier im Blog zum Thema schon mehrfach klargestellt hatte: Third-Party-Cookies können offenbar nicht ersetzt werden. Und so sehr ich es mir selbst wünschen würde – schließlich betreibe ich ja auch Affiliate-Marketing – auch das neue Tracking-Verfahren von Digistore24 kann das offensichtlich leider nicht wirklich.

Lifetime-Provisionen sind auch hier Fehlanzeige

Durch den künftigen Wegfall der TPCs werden sogenannte Lifetime-Provisionen (zum Beispiel über die viel umworbenen Salesfunnels) so nicht mehr möglich sein, weil sie ohne Cookies mit einer gewissen Laufzeit (Speicherdauer) dann Geschichte sind. Und auch das Verfahren mit GET-Parametern deckt abermals lediglich die direkt stattfindenden Abschlüsse ab.

Doch was ist mit den Menschen, die sich einen Kauf zunächst noch überlegen und erst später kaufen? Wer auf eine Website stößt, die Interesse geweckt hat und die für später gemerkt werden soll, macht ein Bookmark, notiert sich die Domain oder nutzt Lesezeichen im Browser. Wird dann später wirklich der komplette Link inklusive aller GET-Parameter genutzt, um die Seite erneut zu besuchen und dann möglicherweise zu kaufen? Nicht zwingend… Und wenn beispielsweise Apple in seinem Safari Browser mit den GET-Parametern in Zukunft genauso verfahren wird, wie mit den UTM-Parametern, dann ist sowieso Schluss.

Was ist mit jenen, die sich zum Beispiel im Salesfunnel des Partners befinden und erst aufgrund dessen irgendwann kaufen? Logisch ist, dass Vendoren die Links zu den Salespages nicht mit einem GET-Parameter ausstatten können, der dann jeweils den passenden Affiliate adressiert, ohne hierbei auf etwas fest Gespeichertes (eben ein Cookie) zurückgreifen zu können.

Das Ganze ist ja auch nicht verwunderlich. Denn wo nichts (fest) gespeichert wird, dort kann auch nicht auf eben jenes Gespeicherte zugegriffen werden. Laut Digistore24 werden die notwendigen Trackinginformationen aus den GET-Parametern im Browser gespeichert. Das kann logischerweise dann nur der Sitzungsspeicher sein, der pro Tab beziehungsweise pro Fenster gilt und nach dem Schließen folglich gelöscht wird – oder zumindest sollte. Die Trackinginformationen wären danach weg, genau wie die Provisionen für die Affiliates.

Neue Probleme schaffen zusätzliche Hürden

Die wegfallende Festspeicherung der Trackinginformationen ist nicht das einzige Problem, denn es kommen sogar neue hinzu, die nicht ganz zu vernachlässigen sind. Denn ein anderes Verfahren braucht andere Technik und eine andere Herangehensweise. Dies wiederum führt zwangsläufig zu neuen Hürden.

Vorsicht vor einer wechselnden URL

Affiliates müssen alle ihre Partnerlinks ändern. Jenachdem, mit welchen Tools oder Plug-ins gearbeitet wird, ist das mehr oder weniger Aufwand und daher kein sehr großes Problem. Ein Problem kann das jedoch für die Vendoren werden, wenn sich die URL zu ihrer Salespage einmal ändern sollte.

Tipp: Hier findest du unter anderem auch Plug-ins zur einfachen Verwaltung von Affiliatelinks

Klar, das sollte sie sowieso möglichst nicht (ständig), doch bisher war dies problemlos jederzeit möglich, ohne die Promotion durch die Affiliates zu gefährden. Es musste einfach nur in den Produktinformationen bei Digistore24 die aktuelle Adresse hinterlegt werden und die Affiliates mussten nichts unternehmen, weil der Redirect-Link automatisch auf die aktuelle Seite verwies.

Was wird passieren, wenn sich die URL zur Salespage einmal ändern sollte? Müssen dann wieder alle Affiliates die entsprechenden Partnerlinks austauschen? In diesem Fall müssten darüber hinaus alle Affiliates zumindest über diesen Umstand informiert werden. Das kann auf Dauer nach hinten losgehen und eine echte Gefahr werden, weil so etwas in der Regel nicht immer so reibungslos umgesetzt wird, wie man vielleicht denken würde.

Auch der Promocode muss akzeptiert werden

Ein weiteres Problem, das mit der Umstellung entsteht, ist die Tatsache, dass auch der Promocode grundsätzlich „akzeptiert“ werden muss. Zwar muss er das in diesem Fall nicht direkt – wie bei Cookies – sondern über den Umstand, dass die Einbindung sowie deren Prüfung mittels JavaScript erfolgen.

JavaScript ist eine der bekanntesten Skriptsprachen der Welt und viele Websitefunktionen basieren auf ihr. Standardmäßig ist sie in den gängigsten Browsern in aller Regel aktiviert, doch viele moderne Browser ermöglichen die einfache Deaktivierung mit nur einem Klick. Zudem erkennen aktuelle Browser bereits automatisiert, welche JavaScript-Funktionen sie im Einzelfall aus Sicherheitsgründen erlauben und welche nicht. Wenn die Entwickler der Browser künftig also der Meinung sind, dass ein solcher Promocode unerwünschtes Tracking ist, werden sie diese Funktion im schlimmsten Fall wieder blocken.

Letzten Endes bedeutet das, dass es zwar eher unwahrscheinlich, aber eben nicht ausgeschlossen ist, dass die Nutzerinnen und Nutzer JavaScript deaktiviert haben und eine Zuordnung der Affiliate-Informationen auch mittels Promocode grundsätzlich nicht funktioniert.

Das Plug-in funktioniert wohl nicht zuverlässig

Das größte Problem scheint meiner Ansicht nach das im letzten Artikel bereits erwähnte Plug-in zu sein, mithilfe dessen Vendoren die Promocodes einbauen können. Digistore24 weist selbst auf den Umstand hin, dass dieses fehlerhaft sei und im Zusammenspiel mit anderen WordPress-Plug-ins zu Problemen führen könne, durch die die korrekte Zuordnung der Promocodes nicht zwingend garantiert werden könne..

Besonders besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang, dass Digistore24 weder auf konkrete Plug-in-Beispiele noch auf beispielhafte Fehler eingeht, sondern lediglich zum Ausdruck bringt: „In manchen Fällen kann es dazu kommen, dass einige schlecht programmierte WordPress-Plugins unser Plugin stören“ – natürlich… andere… schlecht programmierte…, da kann man ja aufatmen…

Wieso verweist Digistore24 auf Probleme mit dem Plug-in, ohne diese jedoch zu nennen? Das fördert natürlich die Skepsis und lässt vermuten: Entweder es gibt gar keine oder diese sind tatsächlich massiv!? Sollen Vendoren jetzt alle genutzten Plug-ins entfernen, nur um das Promocode-Plug-in fehlerfrei nutzen zu können?

Im Ernst: Das kann auch der Grund sein, warum viele Vendoren nach einer Woche noch überhaupt nichts geändert haben. Angepasste Links aufgrund von eingebauten Promocodes konnte ich bisher zumindest noch keine entdecken. Einige scheinen jedoch zweigleisig zu fahren, weil zwar weiterhin der Redirect genutzt wird, aber danach durchaus zusätzlich die entsprechenden GET-Parameter angehängt werden. Auch wohl aufgrund dessen, weil diese Vorgehensweise ja mit den bisherigen Promopixeln bereits zusätzlich möglich war.

Meine ersten Tests sehen jedenfalls nicht sehr positiv aus:

In einigen stichprobenartigen Tests – unter anderem mithilfe des im letzten Artikel erläuterten Affiliatelink-Tests – bei denen ich explizit meine Cookies löschte und später ablehnte, zeigte sich, dass meine Affiliate-ID in den meisten Fällen tatsächlich nicht zuverlässig bis zum Warenkorb übergeben wurde. Dies konnte ich vor allem dann beobachten, wenn die URL manuell eingegeben wurde, wie es beispielsweise dann der Fall ist, wenn jemand erst später zurückkehrt um seine Kaufentscheidung umzusetzen. Das wirkt jetzt nicht unbedingt sehr vielversprechend, wenn ich ehrlich bin.

Schon jetzt besteht Betrugsgefahr

Ein weiterer Aspekt, der aufhorchen lässt, ist die jetzt schon bekannte Betrugsgefahr, die dieses Verfahren wohl mit sich bringt. So könnten sich Provisionen künftig (wieder) „erschlichen“ werden, ähnlich wie es damals beim sogenannten Cookie-Dropping der Fall war. Das erinnert doch stark an die Zeiten des First-Cookie-Wins sowie die damit verbundenen Auswüchse der „Cookie-Connection“ und deren Treffen. Einige werden sich sicherlich noch dunkel erinnern…

Eine Lösung für dieses Problem liefert Digistore24 nach eigenen Angaben jedenfalls gleich mit: Vendoren müssen ihre Domains, die mit Promocodes versehen werden, künftig im System als sogenannte Promocode-Domäne hinterlegen.

Fazit: Gut gemeint, besser als nichts, aber auch nicht DIE Lösung

Insgesamt würde ich das Ganze als ernüchternd ansehen. Das neue Trackingverfahren mit Promocodes und GET-Parametern ist sicherlich gut gemeint. Angesichts dessen, dass man schon bald nicht mehr auf Cookies wird zurückgreifen können, ist es natürlich auch besser als nichts.

Allerdings sind GET-Parameter aber auch nicht neu und sicherlich keine Revolution. Wäre das die ultimative Lösung im Affiliate-Marketing, hätte es niemals Cookies gegeben. Man stelle sich einmal vor, alle hätten zum Affiliate-Tracking bisher auf GET-Parameter gesetzt und jetzt würden die Third-Party-Cookies erst erfunden: DAS wäre dann eine Revolution… So gesehen könnte man mit böser Zunge tatsächlich von einem Rückschritt sprechen.

Natürlich hat das Ganze auch Vorteile: Affiliates können zum Beispiel künftig auf eine beliebige Unterseite des Vendors verlinken, wenn sie der Meinung sind, dass diese die eigene Zielgruppe besser anspricht und dann trotzdem Provisionen verdienen. Denkbar wäre hier eine spezielle Infoseite oder ein kostenloses Geschenk zum Download, das die Thematik dann näher erklärt.

Bisher musste diese Möglichkeit deutlich unflexibler mittels Contentlinks realisiert werden. Diese musste der Vendor für jede einzelne Unterseite explizit einrichten und von Digistore24 offiziell freigeben lassen. Auch waren diese Links dann etwas anders zusammengesetzt als die normalen Partnerlinks. Zudem mussten alle Affiliates über solche Contentseiten benachrichtigt werden, weil diese etwa im Marktplatz nicht offiziell zu finden waren.

Eine Lanze für DS24: Wenigstens handelt die Plattform!

Unterm Strich hängt – wie so häufig in der heutigen Zeit – alles daran, ob die Technik überhaupt zuverlässig funktioniert. Laut Digistore24 soll dieses Trackingverfahren nun das zuverlässigste für die korrekte Zuordnung von Provisionen sein.

Mit einem offenbar jedoch fehlerhaften und daher alles andere als zuverlässigen Plug-in, scheint mir das persönlich aber derzeit noch nicht unbedingt so zu sein. Sollten diese Probleme in Zukunft allerdings behoben werden können, kann es ein erster Schritt in die richtige Richtung sein, wenngleich es die ultimative Lösung so oder so nicht wird sein können. Und hoffentlich erleiden die GET-Parameter nicht schon bald das selbe Schicksal wie die UTM-Parameter…

Jedenfalls muss ich festhalten, dass Digistore24 wenigstens handelt und versucht, ernsthafte Lösungen zu finden, die alle Beteiligten bestmöglich erreichen können. Für die Probleme, die aus dem Verfahren mit GET-Parametern entstehen können, kann Digistore natürlich auch nichts. Es ist ein Signal, dass die Plattform verstanden hat, was man leider von vielen anderen Netzwerken nicht behaupten kann, die unter anderem immer noch den sogenannten ID-Lösungen hinterherhecheln, an die selbst Google nicht ernsthaft glaubt!

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