Ob positiv oder negativ: Künstliche Intelligenz (be-) trifft immer mehr Menschen und war DAS Thema des Jahres. Kein Wunder, dass auch immer mehr Produkte wie E-Books oder Videokurse zum Thema aus dem Boden schießen. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf, wie dabei vor allem in der Online-Marketing-Branche massiv geheuchelt wird.

Zu Beginn der „KI-Welle“ war schnell klar, dass die Technologie nicht nur Positives mit sich bringt und durchaus ganze Branchen kaputtmachen kann. Eine der ersten, die das sehr deutlich – im wahrsten Sinne des Wortes von heute auf morgen – zu spüren bekam, war die Textbranche, wo ChatGPT ganze Existenzen zerstörte.

Obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits klar war, dass die KI-generierten Texte nicht so „geil“ sind, wie sie oftmals geredet werden, war es den allermeisten Auftraggebern in diesem Bereich egal. Schließlich konnte man sich die Inhalte jetzt kostenlos in Sekundenschnelle verfassen lassen. Vor allem jene, die noch nicht direkt betroffen zu sein schienen, machten schlechte Witze über die Sorgen dieser Menschen, bevor ihnen nach wenigen Monaten dann doch das Lachen im Hals stecken blieb, weil sie merkten, dass es nicht weit hin ist, dass auch sie direkt betroffen sein könnten..

Noch interessanter, weil sehr aktuell, ist das Umschwenken in den klassischen Medien: Hat man bis vor Kurzem noch vor „Geilheit“ sabbernd berichtet, wie toll ChatGPT und Co doch sind, schwenkt man jetzt plötzlich um, weil TV-Moderatoren beziehungsweise deren Stimme und Gesicht für Fake-Werbung missbraucht werden. Das geht natürlich gar nicht und jetzt ist KI mal so richtig gefährlich… – wie kann sie es auch wagen, plötzlich jene ebenfalls zu betreffen!?

Immer mehr Menschen merken: KI-Texte sind schlecht

Langsam aber sicher scheinen immer mehr Menschen zu merken, dass KI-generierte Texte doch nicht das Gelbe vom Ei sind – ja oftmals sogar richtig schlecht. Lässt man sich von einem Text-Bot auf eine kurze Anfrage zwei bis drei Sätze auswerfen, fällt natürlich nicht unbedingt auf, welche grammatikalischen Schwächen die KI beispielsweise hinsichtlich des Satzbaus aufweist. Das wird erst klar, wenn die Bots ganze Fließtexte oder sogar ein komplettes E-Book schreiben sollen. Hier wird es im Übrigen richtig „interessant“, doch dazu gleich mehr.

Dass die meist schlechte Qualität von KI-Texten real ist, zeigt unter anderem die Tatsache, dass in letzter Zeit scheinbar immer mehr Auftraggeberinnen und Auftraggeber auf Textbörsen wie etwa Textbroker zurückkehren. Vielleicht ist es auch nur ein leichtes Aufbäumen der Textbranche, doch wenn Auftraggeberinnen und Auftraggeber freiwillig zurückkommen, obwohl sie die (angeblich) gleichen Texte von einem Bot kostenlos in wenigen Sekunden bekommen können, lässt das durchaus aufhorchen.

Untermauert wird das Ganze durch deren Briefings selbst, in denen deutlich darauf hingewiesen wird, dass man keine Texte aus einer Künstlichen Intelligenz möchte, obwohl diese bei Textbroker längst verboten sind. Autorinnen und Autoren müssen vor der Abgabe sogar aktiv „schwören“, keine KI-Texte einzureichen. Es geht sogar so weit, dass einige Auftraggebende sogar explizit ihren Unmut gegenüber KI zum Ausdruck bringen und deutlich machen, was sie daran stört.

Nicht selten werden dabei vor allem eklatante Schwächen in Sachen Grammatik, Satzbau und entscheidenden Formulierungen genannt. Darüber hinaus neigt die KI überproportional dazu, ganze Sätze immer wieder zu wiederholen, um genügend Textmaterial zusammenzubekommen. Ebenfalls sehr störend sind zusammenhangslose Satzhülsen, durch die der Bots oft plötzlich vom Thema abweicht. Von schlichtweg falschen „Fakten“ ganz abgesehen. Solche Dinge machen sich in E-Books natürlich nicht gut.

Es gilt: KI nicht verteufeln, aber ehrlich bleiben

Ich selbst verteufle Künstliche Intelligenz nicht, bin aber nach wie vor der Meinung, dass man sich einfach ehrlich machen muss. Warum sollte ich auf meinem eigenen Blog KI-Texte veröffentlichen, wenn ich zum einen gerne schreibe und zum anderen für die Inhalte stehen möchte? Dennoch schließe ich für mich die künftige Nutzung von KI nicht aus, würde diese jedoch transparent kommunizieren, weil ich mir das selbst so wünschen würde, wenn ich fremde Inhalte konsumiere.

Ich bin von Beginn an sehr skeptisch und sehe eher die Gefahren daraus, das gebe ich zu. Dennoch weiß ich natürlich ganz genau, welche positiven Potenziale KI hat, doch wie so oft wollen die Menschen diese zwar sehen, propagieren sie auch – aber eben auf falsche Weise und nutzen diese letztlich einfach nicht. Hier schließt sich auch dieser Artikel und macht die Heuchelei vor allem in der Online-Marketing-Branche deutlich:

„Lass dir ganze E-Books schreiben – ich würde es aber nicht tun“

Wie zu Beginn erwähnt, sprießen immer mehr Produkte (E-Books, Videokurse…) aus dem Boden, die den Leserinnen und Lesern – kostenlos oder kostenpflichtig – propagieren: „Lass dir von ChatGPT und Co komplette E-Books schreiben“ oder „Künstliche Intelligenz verdient Tausende von Euro für dich“. Schaut man sich dann auf eben jenen Textbörsen wie Textbroker, Content.de und so weiter um, findet man neuerdings immer wieder Aufträge, die die Widersprüchlichkeit dieser Aussagen untermalen:

So finden sich bereits im Titel des jeweiligen Auftrags Sätze wie „…für ein E-Book“ und im dazugehörigen Briefing dann unter anderem wortwörtlich: „Der Text soll später in einem E-Book veröffentlicht werden.“ So weit, so gut, das ist erst einmal nichts Problematisches, es wird einfach ein sogenannter Ghostwriter für den Text beziehungsweise das E-Book beauftragt.

Besondere Brisanz hat das Ganze dann – und es ist leider keine Seltenheit – dass es in diesem zu verfassenden Text – also dem künftigen E-Book – tatsächlich darum geht, den Leserinnen und Lesern weiszumachen, dass sich diese ihre eigenen E-Books von einem Textbot wie ChatGPT schreiben lassen sollen. Nämlich deshalb, weil es das neue Wunderwerkzeug beim Schreiben sei und dadurch natürlich vollautomatisch auch mit Einnahmen daraus verbunden sei.

Offenbar trauen selbst die Marketer der KI nicht

Ganz offensichtlich trauen selbst die Marketer hinter diesen E-Books der KI nicht und beauftragen für deren Inhalte lieber Menschen. Es werden also E-Books verkauft oder verschenkt, in denen die Leserinnen und Leser aufgezeigt bekommen sollen, wie toll und einfach es ist, hochwertige E-Books komplett von Chatbots verfassen zu lassen. Dabei finden deren „Autorinnen und Autoren“ die Texte daraus selbst katastrophal und wissen ganz genau, wie schlecht diese eigentlich sind. Zumindest nicht annähernd gut genug, um sie als eigenes E-Book zu veröffentlichen und damit unter anderem Werbung für sich zu machen – die wäre es nämlich letztlich nicht.

Wären die Texte einer Künstlichen Intelligenz vor allem bei ganzen E-Books oder ausführlichen Blog-Artikeln ansatzweise so gut, wie behauptet, dann würde das „Anleitungs-E-Book“ doch selbst aus einer solchen stammen oder etwa nicht?

Das eigentlich fatale daran ist allerdings, dass den Leserinnen und Lesern dabei suggeriert wird, die KI würde automatisch auch das Geld damit für sie verdienen. Dabei ist es vollkommen egal, ob die Inhalte selbst geschrieben oder von einem Textbot verfasst wurden. Letztlich müssen die Inhalte vermarktet werden und hier steht die Leserschaft dann vor demselben Kernproblem wie vorher: Wie kann ich nun damit Geld verdienen?

Auf Künstlicher Intelligenz basierende Chatbots können bezüglich Texten in sehr kurzer Zeit eine massive Quantität herstellen. Ob das dann auch immer Qualität ist, sei dahin gestellt. Doch eines ist klar: Mit noch so vielen Texten müssen sich die „Eigentümerinnen und Eigentümer“ dieser auch weiterhin mehr oder weniger selbst um das Marketing kümmern.

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