Ein Satz, den man im Zusammenhang mit Partnerprogrammen immer häufiger hört und liest: „Bewerbe mein kostenloses Produkt und profitiere von meinem unglaublichen Salesfunnel mit hohen Lifetime-Provisionen“. Daran ist erst einmal überhaupt nichts Verwerfliches und in der Tat kann das eine echte Win-win-Situation für alle Beteiligten sein. Warum es dennoch oft ein Märchen ist, möchte ich in diesem Artikel erläutern.

Es klingt so schön simpel und lukrativ: Ein für Nutzerinnen und Nutzer kostenloses Produkt bewerben, was für sich sowieso erst einmal zu besonders hohen Conversions führt und dabei sowohl als Merchant als auch Affiliate trotzdem gutes Geld verdienen. Wenn es funktioniert und für alle Seiten fair umgesetzt wird, dann ist das auch so. Wenn nicht, geht es nach hinten los.

Immer mehr Gratis-Salesfunnels – mit einem bestimmten Ziel

Unter anderem aufgrund der mittlerweile bekannten Cookie-Problematik und der Tatsache, dass sich immer mehr Affiliates eben auch deshalb von bestimmten Partnerprogrammen zurückziehen, sind auch Betreiberinnen und Betreiber eines eigenen Partnerprogramms gefordert. Es gilt weiterhin, die Gunst der Affiliates für sich und die eigenen Produkte zu gewinnen.

Ein immer häufiger zu beobachtender Trend geht hin zu sogenannten „Gratis-Salesfunnels“, über die nicht direkt verkauft (und Provisionen verdient) wird, sondern erst später. Dadurch soll es Affiliates noch schmackhafter gemacht werden, überhaupt noch Werbung zu machen: Die Hürde für die Endverbraucherinnen und Endverbraucher wird fast auf null herabgesetzt, was zu extrem hohen Conversions führen soll.

Verdient wird als Affiliate letztlich am – wie der Name schon verrät – darauf folgenden Salesfunnel. Und zwar mit unzähligen folgenden Produkten und sogenannten Lifetime-Provisionen (also lebenslang). Im Grunde genommen ist diese Vorgehensweise eine absolut feine Sache und es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden. Im Gegenteil: Kundinnen und Kunden können sich ein kostenloses Produkt sichern und Merchants sowie Affiliates verdienen trotzdem Geld. Oder doch nicht?

Viele Salesfunnels sind Bauernfängerei

In der Vergangenheit habe ich immer wieder Salesfunnels getestet. Vor allem in den letzten Monaten verstärkt, aufgrund der schön klingenden und immer mehr werdenden „Gratis-Salesfunnels“. Und ich werde es auch in Zukunft weiter tun, was ich nur allen empfehlen kann, die sich ihrer Provision (zumindest so weit dies möglich ist) sicher sein möchten.

Dabei bin ich auf viele wirklich tolle Salesfunnels gestoßen, die sehr logisch sowie stimmig aufgebaut waren und auch das hielten, was versprochen wurde. Allerdings waren – wie so oft – auch jene dabei, bei denen schnell klar wurde: Da geht es nur darum, Leads und Sales zu generieren, aber bitte an den Affiliates vorbei. Die Gründe dafür sind simpel:

Zum einen schlägt hier die wie ein Damoklesschwert über dem Affiliate-Marketing schwebende Cookie-Schwund zu, wie kaum an anderer Stelle: Wird ein Cookie erfolgreich gesetzt, sind solche Lifetime-Provisionen – insbesondere bei Abonnements – kein Traum und alles funktioniert genau so, wie versprochen. Denn wenn die Zuordnung einmal stattfand, gilt diese natürlich bis zum Laufzeitende des jeweiligen Abos. Werden die TPCs allerdings nicht (mehr) gesetzt, führt das Ganze ins Leere – aber nur für die Affiliates.

Zum anderen dauert es oftmals Wochen, bis der versprochene Salesfunnel wirklich nennenswert in Kraft tritt. Selbst wenn zu Beginn einmal ein Cookie gesetzt wurde, ist dieses aufgrund der meist sehr begrenzten Laufzeit schon längst wieder gelöscht. Die Folge: Es kommt nicht zur Zuordnung und die Provision fällt weg.

Ein dritter Grund, weshalb (Gratis-) Salesfunnels aus Affiliate-Sicht scheitern, ist fast schon betrügerisch: Es gibt auch Merchants, die im Salesfunnel dann plötzlich mit ganz anderen Produkten (IDs) arbeiten, für die Affiliates zum Teil nie freigeschaltet wurden oder werden. So lässt sich natürlich wunderbar an den Affiliates vorbei verdienen. Mir kamen auch schon Salespages zu Gesicht, in denen die eigene ID des Merchants als Affiliate fix hinterlegt wurde. Dadurch ist es für Affiliates unmöglich – selbst mit Cookie – jemals eine Provision erhalten zu können.

Ganz davon abgesehen steht fest: Wenn – unabhängig von der Ehrlichkeit der Merchants – sowieso nie Cookies gesetzt werden (können), ist ein kompletter Salesfunnel (zumindest aus Affiliate-Sicht) ohnehin überhaupt nichts wert.

Auch ich biete meinen Affiliates zwei Gratis-Funnels an

Auch ich biete meinen Affiliates über mein Partnerprogramm unter anderem zwei solcher „Gratis-Funnels“ an, die sie bewerben können. Da mir Transparenz und echte Win-win-Situationen für alle jedoch extrem wichtig sind, arbeite ich ausschließlich mit direkt sichtbaren Cross-Sellings, für die meine Partnerinnen und Partner automatisch mit freigeschaltet werden.

Selbstverständlich ist es auch möglich, weiter an meinen Produkten mitzuverdienen, wenn ich diese über mein Follow-up weiter selbst promote. Die aktuelle Cookie-Problematik greift aber natürlich auch hier und diese kann ich so zwar ebenfalls nicht umgehen, allerdings versuche ich nicht, die Situation jetzt dahin gehend auszunutzen, dass ich an meinen Affiliates mit falschen (heute so nicht mehr zu 100 % sicherzustellenden) „Salesfunnel-Versprechen“ oder anderen Produkt-IDs vorbei verdienen möchte.

Fazit: Sind Salesfunnels jetzt grundsätzlich schlecht?

Wenn alles transparent und fair umgesetzt wird, keine „falschen“ Produkt-IDs genutzt werden und im Idealfall auch noch Third-Party-Cookies gesetzt werden, dann sind Salesfunnels (auch „Gratis-Funnels“) eine wunderbare Sache für alle Beteiligten.

Fakt ist aber, dass sich die momentane Situation kaum woanders mehr (negativ) bemerkbar macht, als hier. Affiliates müssen sich bewusst sein, dass sie aktuell ihr Geld, ihren Aufwand und ihre Zeit bei solchen Aktionen möglicherweise dafür investieren, die E-Mail-Listen anderer zu füllen, ohne daran auch nur einen Cent zu verdienen.

Das kann man unter rein kollegialen Gesichtspunkten selbstverständlich tun. Dann braucht es aber auch nicht den Gang über Affiliate-Marketing und Cookies, sondern einfach eine Direktverlinkung, die man gerne und vor allem ohne Vergütung setzt. Es ist aber nur allzu verständlich, wenn jeder für seinen Aufwand und seine Arbeit entlohnt werden möchte – eben auch im Affiliate-Marketing. Wenn nur noch jeder „umsonst“ verlinken würde, dann wäre das in der Tat das Aus für Affiliate-Marketing, nur eben aus einem anderen Grund…

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