Im September 2010 veröffentlichte ich, aus einer Laune heraus, zum ersten Mal einen Artikel über die wichtigsten Bezahlsysteme im Internet. Damals hätte ich nicht gedacht, dass daraus eine beliebte „Reihe“ wird, die fortan jedes Jahr erscheinen sollte. Heute möchte ich durchleuchten, wie es aktuell (2023) aussieht und was sich verändert hat.
Ehrlicherweise habe ich ein wenig überlegt, ob ich diese Reihe nach einer längeren Pause nochmal fortsetzen soll. Schließlich gibt es heutzutage viele Systeme und Plattformen – wie zum Beispiel Digistore24 – die die Zahlungsabwicklung übernehmen und dabei die unterschiedlichen Bezahlsysteme automatisch integrieren.
Allerdings habe ich festgestellt, dass das Thema nach wie vor sehr viele Menschen interessiert, weil vor allem mein letzter Artikel von 2015 dazu bis heute immer wieder eine Anlaufstelle ist. Darüber hinaus kann jeder bei Digistore und Co – trotz aller Automatisierung – immer noch selbst entscheiden, welche Bezahlsysteme angeboten werden sollen und welche nicht.
Übrigens: Bevor ich nun zur Sache komme, lade ich dich dazu ein, dir alle bisherigen Artikel zum Thema in chronologischer Reihenfolge nochmal anzuschauen, falls dich die Entwicklungen interessieren.
Ergebnisse und Vergleich 2015 / 2022
Besonders interessant ist diesmal der deutlich längere Zeitraum. Ein Vorteil dabei ist, dass diese Ergebnisse hierdurch umso genauer sind, weil natürlich sehr viel mehr Transaktionen in die Berechnung mit einfließen. Soll heißen: Diesmal bezieht sich die Analyse nicht nur auf das vergangene Jahr, sondern den gesamten Zeitraum nach dem letzten Artikel – also sieben Jahre von 2015 bis einschließlich 2022.
Aus den Jahren 2010 bis einschließlich 2014 habe ich jeweils Durchschnittswerte (vorher) ermittelt, die ich für den Vergleich heranziehe und den aktuellen Werten seit einschließlich 2015 (nachher) gegenüberstelle. Zudem beschränke ich mich auf die grundsätzlich wichtigsten Bezahlsysteme, aber dazu im Verlauf mehr.
Wie immer gilt auch diesmal wieder das Schema: vorher / nachher (Veränderung)
Banküberweisung – 20,55 % / 5,81 % (- 14,74)
Einen deutlichen Rückgang verzeichnet die klassische Banküberweisung. Betrachtet man die Entwicklung dieser Bezahlmethode seit meinem ersten Artikel 2010, dann sieht man, dass sie durchaus gewissen Schwankungen unterlag. Mal stieg der Anteil gegenüber dem Vorjahr leicht, dann sank dieser wieder, um dann wieder zu steigen und so weiter.
Vergleicht man jedoch den Durchschnittswert bis einschließlich 2014 in diesem Fall mit den Ergebnissen danach, wird deutlich, dass der Anteil der klassischen Banküberweisung insgesamt tatsächlich deutlich gesunken ist. Dabei galt und gilt diese Bezahlmethode eigentlich immer als eine der – wenn nicht die – sichersten Zahlungsmittel im Internet. Mehr dazu später.
Sofortüberweisung – 6,66 % / 10,76 % (+ 4,10)
Die Sofortüberweisung hingegen legte insgesamt leicht zu. Obwohl diese Bezahlart der klassischen Banküberweisung sehr ähnlich ist, so weist sie durchaus gewisse Unterschiede auf. In meinen vergangenen Artikeln führte ich diese noch unter der Bezeichnung „Giropay“, woran man erkennen kann, dass diese Bezahlmethode vom jeweiligen Zahlungsanbieter abhängig und kein standardisiertes System im engeren Sinne ist.
Während das System an sich damals noch ziemlich neu war, hat sich „Sofortüberweisung“ als Anbieter in den letzten Jahren immer mehr durchgesetzt. Seit dem ersten Artikel 2010 hat sich der Anteil so gut wie nicht verändert und unterlag höchstens minimalen – nahezu vernachlässigbaren – Schwankungen.
PayPal – 49,89 % / 64,62 % (+ 14,73)
Damals wie heute das wohl bekannteste „Bezahlsystem“ der Welt, PayPal, war von Anfang an das mit Abstand beliebteste. Obwohl auch PayPal den ein oder anderen Schwankungen unterlag, so konnte es – zumindest bei mir – grundsätzlich immer einen Anteil von plus / minus 50 % halten und liegt aktuell sogar bei über 64 %.
Ehrlicherweise muss man natürlich auch festhalten, dass PayPal keine eigenständige Bezahlmethode im engeren Sinne ist, sondern viel mehr ein Zahlungsdienstleister und daher spielen alleine hier natürlich die Einzelsysteme wie Banküberweisung, Kreditkarte und so weiter ebenfalls mit hinein.
Kreditkarte – 22,82 % / 18,81 % (- 4,01)
Mit Kreditkarte wird relativ stabil gezahlt, wie man feststellen kann. Dennoch ging auch diese Bezahloption in den letzten Jahren leicht zurück. Interessant ist, dass die Kreditkartenzahlung vor allem in den Jahren 2012 und 2013 bei meinen Produkten vergleichsweise deutlich anstieg und zwischen 27 und 32 % erreichte.
Mit Ausnahme dieser beiden Jahre lag der Anteil immer ungefähr bei plus / minus 15 %, was aber alles andere als vernachlässigbar ist. Hier spielen sicherlich auch in gewisser Weise ein wenig die Zielgruppe und das jeweilige Produkt eine Rolle.
Entwicklungen seit 2010
Generell kann man sehen, dass die Anteile der verschiedenen Bezahlsysteme seit 2010 durchaus mehr oder weniger gleich geblieben sind. Eine Ausnahme bilden die klassische Banküberweisung und PayPal, wobei die Banküberweisung durch PayPal nicht ersetzt wurde, sondern möglicherweise unter anderem verstärkt darüber abgewickelt wurde.
Entwicklung zwischen 2010 und 2014
Ebenfalls interessant ist die Entwicklung zwischen 2010 und 2014. Hier ist zu erkennen, dass gerade die Kreditkartenzahlung als einzige Methode relativ deutlich zulegen konnte und alle anderen an Anteilen verloren haben. Das wiederum erklärt sich mit der oben bereits erwähnten massiven Steigerung der Kreditkartenzahlung in den Jahren 2012 und 2013. Besonders auffällig ist die in diesen Jahren mit gut 20 % noch ziemlich starke Banküberweisung.
Ein direkter Vergleich – ohne Durchschnittswerte – zwischen 2010 (dem ersten Artikel zum Thema) und den Jahren bis einschließlich 2022 zeigt nochmal ganz andere Werte und macht deutlich, wie sich die Vorlieben über die Jahre massiv ändern können.
Fazit: Schneller, schneller, schneller…
Unterm Strich lässt sich festhalten, dass die klassische Banküberweisung immer mehr an Bedeutung verliert. Wie bereits angedeutet, galt und gilt diese Art der Bezahlung jedoch zu den sichersten Bezahlmethoden, weil man selbst aktiv tätig wird und ganz eigenhändig die Kontrolle darüber hat, wem man wohin Geld überweist.
Gründe dafür, dass die Methode dennoch immer seltener genutzt wird, sind aus meiner Sicht aber auch klar zu erkennen: Zum einen ist die klassische Banküberweisung längst in andere Systeme oder Anbieter integriert, wie zum Beispiel PayPal.
Zum anderen wurde die klassische Banküberweisung via Online-Banking in den letzten Jahren immer mehr durch diverse Sicherheitsmechanismen „erschwert“, was das Ganze für viele Menschen einfach nervig macht:
Einloggen mit Zugangsdaten ins Online-Banking und diese Anmeldung zuerst mit einer TAN bestätigen. Danach die Überweisung ausfüllen, wieder mit einer TAN bestätigen, dafür jedes Mal ans Smartphone, SMS oder App-Bestätigung abwarten (hier nochmal ein Passwort eingeben) und so weiter…
Auch wenn das mit erhöhter Sicherheit einhergeht, ist das schon sehr nervig beziehungsweise zeitraubend, weshalb man durchaus die Frage stellen darf, ob zu viel Sicherheit eher dazu führt, dass vor allem Verbraucherinnen und Verbraucher von solchen Zahlungsmitteln entwöhnt werden (sollen).
Wird das Zahlen im Internet also tendenziell unsicherer?
Ob das Zahlen im Internet also tendenziell immer unsicherer wird? Diese Frage kann man sich schon stellen. Wenn man in diesem Zusammenhang nur die oben erwähnte Tatsache beim Online-Banking betrachtet und, dass eines der bisher sichersten Zahlungsmittel immer seltener genutzt wird, könnte man diese sogar mit ja beantworten.
Allerdings wäre das eine sehr einseitige Betrachtungsweise. Angesichts diverser Sicherheitsvorkehrungen, wie zum Beispiel der Käuferschutz von PayPal, wird seitens der Dienstleister durchaus darauf geachtet, dass das Bezahlen im Internet so sicher wie möglich ist.
Andere Zahlungsmittel scheinen nur noch Randerscheinungen zu sein
Die Sofortüberweisung (damals auch Giropay) hat nie so wirklich ihren Anteil steigern können. Der Hauptgrund dafür ist einfach, dass es zwar etwas schneller geht, als die klassische Überweisung, aber im Prinzip nahezu identisch abläuft.
Die Kreditkarte ist und bleibt wohl das Zahlungsmittel, das zwar durchaus einen relevanten Anteil ausmacht, letztlich aber doch nur ein gewisses Nischendasein fristet. Wenn man bedenkt, dass grundsätzlich aber zumindest eine der hier aufgeführten Methoden (mit Ausnahme von Sofortüberweisung / Giropay) auch über PayPal letztlich genutzt werden muss, ist schwierig zu sagen, welche davon tatsächlich dominiert. Vor allem dann, wenn man seine Zahlungen selbst nicht direkt über PayPal abwickelt, sondern einen Dienstleister wie etwa Digistore24 dafür nutzt.
Kurz gesagt: Wie überall in der heutigen Zeit, muss auch das Bezahlen immer schneller und unkomplizierter sein. Da werden es Bezahlsysteme wie zum Beispiel die klassische Banküberweisung einfach schwer haben und höchstwahrscheinlich immer mehr verschwinden.
Einzelne Bezahlsysteme werden kaum noch eine Rolle spielen
In Zukunft wird es im Online-Handel immer weniger auf die einzelnen Bezahlsysteme selbst ankommen. Zwar müssen Waren und Dienstleistungen auch weiterhin mit Überweisung, Kreditkarte oder auch Lastschrift (ah, die gibt es ja auch noch) bezahlt werden. Allerdings wird das immer mehr über Zahlungsdienstleister* gehen, die diese Systeme dann automatisch integriert haben.
Aber auch hier kann (hoffentlich) jeder immer noch selbst entscheiden, welche Bezahlmethoden der Kundschaft letztlich zur Verfügung gestellt werden und welche nicht. In diesem Zusammenhang ist es interessant, auch noch kurz eine Bezahlmethode zu beleuchten, die in all den Jahren in den Artikeln zum Thema keine Erwähnung fand: das gute, alte Lastschriftverfahren.
Das Lastschriftverfahren: Schon immer von allen verpönt
Die Zahlung per Lastschrift war eigentlich schon immer verpönt. Sowohl bei Zahlenden als auch bei Unternehmen. Zwar wird diese hier und da durchaus angeboten, aber so wirklich grün sind sich beide Seiten nicht damit.
Für Kundinnen und Kunden hat das Lastschriftverfahren immer auch einen gewissen faden Beigeschmack: „Da bucht (einfach) jemand Geld bei mir ab…“ und ähnliche Gedanken kommen einem zwangsläufig irgendwie. Dabei hat man als Verbraucherin oder Verbraucher – im Gegensatz zu allen anderen Methoden – hier noch die einfachsten Möglichkeiten, das Geld zurückzufordern, falls tatsächlich etwas nicht mit rechten Dingen zugehen sollte.
Genau dieser Umstand macht es hingegen für Unternehmen in gewisser Weise „gefährlich“, weil diese Einfachheit der Rückbuchung auch gerne einmal ausgenutzt werden kann und dadurch die Planungssicherheit hinsichtlich möglicher Zahlungsausfälle unter Umständen massiv leidet. Vor allem bei digitalen Infoprodukten kann sich das ein oder andere Werk so gerne auch mal in gewisser Weise „kostenlos“ gesichert werden, weil ein gleichzeitiges Zurücksenden als Retoure wohl etwas lächerlich wäre.
Neue Zahlungsmittel drängen auf den Markt
Auch wenn einzelne Zahlungsmittel, wie oben erwähnt, künftig vermutlich ganz an Bedeutung verlieren werden, was deren individuelle Betrachtung betrifft, so ist in den letzten Jahren zu beobachten, dass sogar neue immer mehr Anklang finden. Spannend wird hierbei sein, wie sich allen voran Kryptowährungen – wie beispielsweise der Bitcoin – durchsetzen werden, die von immer mehr Online-Shops als zusätzliches Zahlungsmittel angeboten werden.